Crossrail weist die Lohndumping-Vorwürfe der Gewerkschaft zurück

Das Schienentransportunternehmen Crossrail wehrt sich gegen den Vorwurf der Eisenbahnergewerkschaft (SEV), einen Teil seiner Lokführer zu Dumpinglöhnen arbeiten zu lassen. „Wir machen nie etwas, was nicht zulässig ist“, sagte Firmenchef Jeroen Le Jeune.

Crossrail ist im grenzüberschreitenden Güterverkehr aktiv (Archiv) (Bild: sda)

Das Schienentransportunternehmen Crossrail wehrt sich gegen den Vorwurf der Eisenbahnergewerkschaft (SEV), einen Teil seiner Lokführer zu Dumpinglöhnen arbeiten zu lassen. „Wir machen nie etwas, was nicht zulässig ist“, sagte Firmenchef Jeroen Le Jeune.

Eine Woche nachdem das Unternehmen mit Sitz in Muttenz BL in die Kritik geraten war, gab es erstmals eine Stellungnahme zu den Vorwürfen ab. Crossrail plane zwar eine Verlegung von Lokführern, hielt Le Jeune in der „Basler Zeitung“ vom Donnerstag fest.

Diese würden zuvor aber ausgebildet und besser bezahlt, als vom SEV behauptet worden sei. Le Jeunes Sekretärin bestätigte auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda entsprechende Aussagen.

Konkret will Crossrail den italienischen Lokführern, die auf der Strecke zwischen Brig und dem Raum Mailand verkehren sollen, nicht knapp 3300 Franken brutto, sondern rund 4000 Franken netto bezahlen. Zuvor biete das Unternehmen den Betroffenen eine fünfmonatige Ausbildung an, die sie berechtigt, sowohl in Italien als auch in der Schweiz zu fahren.

Teure Ausbildung

Die Ausbildung kostet Crossrail nach eigenen Angaben 50’000 Franken. Dafür wird laut Le Jeune das Unternehmen aufkommen. Im Gegenzug gebe es eine Verpflichtungsklausel, mit der sich die Lokführer für 48 Monate an Crossrail binden müssen – andernfalls müssten sie den Ausbildungsbetrag teilweise zurückerstatten.

„Wir wollen damit die Lokführer an uns binden, wir wollen sie auf keinen Fall verlieren, der Markt ist ausgetrocknet“, sagte Le Jeune.

Sechs Betroffene

Crossrail beschäftige in Italien dreissig voll ausgebildete Lokführer und zwölf Lokführerbegleiter, sagte Le Jeune. Sechs von ihnen seien angefragt worden und hätten sich für das Verlegungsprogramm angemeldet. Er geht davon aus, dass weitere mitmachen werden. Die fünfzig in der Schweiz angestellten Lokführer seien vom Programm nicht betroffen.

Die Idee, Lokführer in zwei Ländern einzusetzen, sei für Crossrail nicht neu. In Belgien und in den Niederlanden praktiziere das Unternehmen diese Möglichkeit bereits und könne seine Lokomotiven dadurch effizienter auslasten.

Crossrail ist auf den Transitverkehr von den Nordseehäfen durch die Schweiz spezialisiert. Das Kernproblem sei, dass es derzeit zu wenig Lokführer auf dem Arbeitsmarkt gebe, sagte Le Jeune. Ziel der Verlegung sei auch, sich auf die Öffnung des Gotthard-Basistunnels im Jahr 2016 vorzubereiten.

Das Gespräch gesucht

Vor einer Woche hatte das BAV beim Bahnunternehmen interveniert. Crossrail wurde beauftragt, ihre Personalpläne auf die Vereinbarkeit mit den gesetzlichen Bestimmungen zu überprüfen und das BAV bis Mitte Mai darüber zu informieren. Es wurde schriftlich darauf hingewiesen, dass im so genannten Netzzugang tätigen Bahnunternehmen gemäss Eisenbahngesetz die branchenüblichen Arbeitsbedingungen einhalten müssen.

Crossrail geht nun selber in die Offensive und sucht auf eigene Initiative das Gespräch. Am (heutigen) Donnerstag soll laut Le Jeune ein erstes Gespräch mit dem BAV stattfinden. Details sind nicht bekannt. Offen ist aber die Frage, wie hoch die branchenüblichen Löhne tatsächlich sind.

Eine amtlich definierte Richtlinie existiert lediglich für Bus-Chauffeure. Das BAV legte per 1. April als Mindeststandard einen Einstiegslohn für Busfahrerinnen und Busfahrer ohne Berufserfahrung von 58’300 Franken pro Jahr fest. Der SEV forderte schon damals weitergehende Bestimmungen für alle ÖV-Bereiche – so auch für den Schienengüterverkehr.

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