Im Wahljahr buhlen die Parteien auch um die Stimmen der Auslandschweizer – schliesslich wohnt jeder zehnte Schweizer im Ausland. Jetzt wird auch die CVP aktiv und gründet ein internationales Netzwerk.
CVP-Generalsekretärin Béatrice Wertli bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur sda eine entsprechende Meldung der «SonntagsZeitung » und von «Le Matin Dimanche». Das Engagement sei langfristig angelegt und kein Gag im Hinblick auf die kommenden Parlamentswahlen, sagte Wertli. Aber natürlich seien die Auslandschweizer auch Wähler und Wählerinnen, die man abholen wolle.
Über das Netzwerk soll es für Schweizer im Ausland einfacher werden, sich für die CVP zu engagieren und mit der Partei in Kontakt zu bleiben. Zudem soll die neue Organisation den bisherigen Einsatz der CVP für die Auslandschweizer besser zur Geltung bringen. Wertli verweist etwa auf Vorstösse der CVP zum E-Voting, zum Auslandschweizergesetz oder zu den Schweizerschulen.
Das vierköpfige Präsidium wird besetzt von Fraktionschef Filippo Lombardi, der auch Vorstandsmitglied der Auslandschweizerorganisation ist, vom ehemaligen Botschafter und Genfer Ständeratskandidaten Raymond Loretan, sowie den zwei Auslandschweizern Patricia Mattle (New York) und Daniel Wyss (Hongkong).
Für die kommenden Wahlen im Herbst wird keine CVP-Kantonalpartei eine sogenannte «internationale Liste» aufstellen, auf der ausschliesslich Auslandschweizer figurieren. Hingegen werden Auslandschweizer auf kantonalen integriert. Einziger Kandidat bis anhin ist der ehemalige Berner Parteipräsident Daniel Wyss, der für die CVP Kanton Bern ins Rennen steigt.
SP, SVP und Grüne mit internationalen Listen
Die Wähler im Ausland haben auch andere Parteien im Visier. Die SP tritt in den Kantonen Schaffhausen, Genf und Tessin mit reinen «internationalen Listen» an, wie sie diese Woche bekannt gab. Auf der SP-Nationalratsliste des Kantons Zürich kandidiert zudem der ehemalige Botschafter Tim Guldimann, der in Berlin wohnt.
Die Auslandschweizer-Sektion der SVP schickt diesen Wahlherbst insgesamt 35 Kandidaten auf 10 Listen ins Rennen. In den Kantonen Zürich, St. Gallen und Solothurn kandidieren die Auslandschweizer auf bestehenden Nationalratslisten. In sieben weiteren Kantonen stellt die «SVP International» eigene Listen auf.
Die Grünen treten in Genf mit einer «internationalen Liste» mit schweizerischen Grenzgängern an. Die «FDP International» beschränkt sich wie die CVP darauf, Auslandschweizer allenfalls auf kantonale Listen aufzunehmen.
140’000 registrierte Wähler
Derzeit leben mehr als 700’000 Schweizer im Ausland, davon sind rund 580’000 Personen wahlberechtigt. In Stimmregistern eingetragen, und damit tatsächlich zu Abstimmungen und Wahlen auf Bundesebene zugelassen, sind über 140’000 Personen.