Es braucht nicht viel, um ein vollwertiges Mitglied der Basler Fasnacht zu werden. Eines aber ist zwingend: die «Blaggedde».
Ein grosser Teil des Lebens geht dafür drauf, irgendwo dabei zu sein oder nicht. In manche Dinge wird man hineingeboren, in die britische Königsfamilie zum Beispiel. Andere wählt man selbst aus, den Sportklub, den Kleintierzüchterverein, den Mandarin-Konversations-Kurs. Bei manchen kann man nicht mitmachen, weil man eine Frau ist oder ein Mann oder, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, ein homosexueller Pfadfinder. Manche Mitgliedschaften sorgen dafür, dass man etwas verliert, Weightwatchers zum Beispiel. Oder man gewinnt etwas dazu. Muskeln. Oder Tanzpartner.
Natürlich möchte man dann auch in den meisten Fällen, dass andere sehen, dass man dazugehört, und da dies eine optische Geschichte ist, kommen dann neben nur bei Bedarf vorgezeigten Ausweisen auch Kleider und Accessoires ins Spiel. Das gilt auch für die Fasnacht.
Die «drey scheenschte Dääg» in Basel stehen vom Prinzip her allen offen (allerdings sollten Erwachsene sich nicht verkleiden, anders als in Deutschland ist ein Clown- oder Piratenkostüm gerade ein Zeichen, dass man nicht dazugehört). Es schadet aber nichts, den «Eintrittspreis» zu entrichten, sonst riskiert man Sanktionen, meist in Form von Räppli, die sich dann noch etwa ein Jahr lang in Taschen wiederfinden. (Und wer immer alles gratis möchte, vernichtet ganze Geschäftszweige, die Musikindustrie etwa steht auf der Liste der gefährdeten Arten.)
Also folgt man dem Ruf jener Männer und Frauen, welche lauthals «Blaggedde» schreien, und tauscht Geld gegen eine Art Orden aus Metall mit einer dicken Nadel, mit der man dann seinen Mantel ruiniert, wenn man nicht aufpasst. Aber dafür ist man dabei, und zwar richtig.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 15.02.13