Während sich die Kinder kostümiert auf der Strasse austoben, nutzt die Basler Polizei die leeren Klassenzimmer im Voltaschulhaus anderweitig. Auf dem Stundenplan steht «Linksalternative ausspionieren».
Bald ist Fasnacht, viele kleine Jungen freuen sich schon. Jetzt dürfen sie sich wieder als Polizisten verkleiden (oder als die coolere Version eines Polizisten, als Sheriff). Diese Chance zum Rollentausch nutzten gemäss mehreren schulnahen Quellen auch Baschis Buben, als sie sich im Voltaschulhaus niederliessen (ob sie sich zwecks Verkleidung zudem dieses Kindsgi-Leuchtumhängedings überstreiften, konnte nicht abschliessend geklärt werden). Durch die mit buntem Seidenpapier beklebten und mit Finger-Farben bemalten Fenster lassen sich die Häuser am oberen Ende der Wasserstrasse nämlich vorzüglich beobachten. Denn dort haben einige, aufgrund ihres verdächtigen Lebensstils flugs als Gefahr für die innere Sicherheit taxierte, ehemalige Bewohner der Villa Rosenau ein einigermassen feuer- und baggerfestes Obdach gefunden.
Dem Polizeisprecher Klaus Mannhart gelingt auf Anfrage das bewährte PR-Kunststück, etwas zu bestätigen, ohne eine konkrete Aussage zu machen: «Es ist gut möglich, dass sich einige Beamte zur Observation der Wasserstrasse im Voltaschulhaus aufgehalten haben.»
Mit dieser schnitzelbanggtauglichen Fahndungsinitiative tut die Polizei allen Beteiligten einen Gefallen. Die Linksalternativen dürfen sich dank Überwachung in den Status eines Staatsfeindes erhoben fühlen. Die Polizisten wiederum freuen sich auf ermittlungstechnische Knacknüsse wie die Frage: Welche konspirative Macht geht von einem Gemeinschaftskühlschrank aus?
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 15.02.13