Dänemark weist unter allen OECD-Ländern die geringsten Einkommensunterschiede auf. Auch mehrere andere nord- beziehungsweise mitteleuropäische Länder wie Slowenien, die Slowakei, Norwegen und Island belegen Spitzenplätze. Die Schweiz liegt im Mittelfeld.
In ihrem am Donnerstag veröffentlichten neuen Sozialbericht hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die Entwicklung in ihren 34 Mitgliedsländern untersucht.
Am stärksten ist demnach die Ungleichheit – gemessen am sogenannten Gini-Koeffizienten – bei den beiden lateinamerikanischen OECD-Mitgliedern Chile und Mexiko, gefolgt von der Türkei, den USA und Israel.
Die Schweiz liegt auf dem 12. Platz und damit hinter Österreich, das den 10. Platz belegt, aber vor Deutschland auf dem 14. Platz. In der Schweiz verdienen die obersten zehn Prozent der Einkommensbezieher dem Bericht zufolge 6,7-mal so viel wie die untersten zehn Prozent.
In Deutschland habe die Ungleichheit zu Beginn des Jahrhunderts stark zugenommen, hebt die OECD im Bericht hervor. Die obersten 10 Prozent der Vermögenden in Deutschland besässen nahezu 60 Prozent des gesamten Nettohaushaltsvermögens. Dieser Wert liege deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 50 Prozent.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Steigende Ungleichheit wirkt sich laut OECD nicht nur auf die Gesellschaft aus, sondern beeinträchtigt auch die wirtschaftlichen Aussichten eines Landes. Denn wenn die untersten 40 Prozent einer Gesellschaft abgehängt würden und damit auch grössere Teile der Mittelschicht, nutzten Volkswirtschaften nur einen Teil ihres Potenzials.
Nach Berechnungen der OECD-Experten führte die steigende Ungleichheit seit 1985 dazu, dass die Wirtschaft in 19 OECD-Ländern zwischen 1990 und 2010 um 4,7 Prozentpunkte weniger gewachsen ist, als es bei unveränderter Ungleichheit der Fall gewesen wäre.
«Noch nie in der Geschichte der OECD war die Ungleichheit in unseren Ländern so hoch wie heute», kritisierte OECD-Generalsekretär Angel Gurría. Die Forschung belege, dass dies dem Wirtschaftswachstum schade. Die Politik habe also nicht nur gesellschaftliche Gründe, gegen Ungleichheit anzugehen, sondern auch wirtschaftliche.