Der Dalai Lama ist in der Schweiz. Zum Auftakt seines viertägigen Besuchs war er am Mittwoch zu Gast im Berner Haus der Religionen – und war voll des Lobes über die Institution.
Er sei sehr glücklich und ermutigt, dass es ein Haus gebe, welches die acht grössten Religionen unter einem Dach vereine, sagte der Dalai Lama in einem gut einstündigen Austausch mit Aleviten, Buddhisten, Christen, Hindus, Muslimen, Juden, Bahai und Sikhs.
Im Haus der Religionen gehe es nicht bloss um das Miteinanderleben, sondern um das gegenseitige Verständnis, sagte der 81-Jährige, der zuvor die verschiedenen Sakralräume besucht hatte.
Mehrere hundert Exil-Tibeter hatten ihm am Mittag am Europaplatz einen warmen Empfang bereitet. Der anschliessende interreligiöse Dialog fand hinter geschlossenen Türen statt. Zugelassen waren nur 170 ausgewählte Gäste aus Politik und Gesellschaft, darunter die gesamte Berner Stadtregierung.
Einen offiziellen Empfang gibt es für den Dalai Lama weder durch die Stadt Bern noch durch den Bund. Die offizielle Schweiz will China offensichtlich nicht verärgern.
Im Haus der Religionen warb der Dalai Lama für seine Botschaft der Liebe und des Dialogs. Er respektiere alle Religionen, betonte er mehrmals. Vertreter der acht im Haus aktiven Glaubensgemeinschaften konnten ihm Fragen stellen, dabei ging der Dalai Lama besonders auf die Vertreter von Muslimen, Hindus und Aleviten ein.
«Schlimme Leute»
Den muslimischen Vertreter unterbrach er, als ihn dieser mit «Ihre Exzellenz» ansprach. «Sag mir einfach Bruder», entgegnete der Dalai Lama und reichte dem Gesprächspartner die Hand. Der Tibeter verurteilte mehrmals Gewalt, wie sie alle Religionen hervorbrächten, weil es überall einzelne «schlimme Leute» gebe.
Besonders verbunden zu fühlen schien er sich dem Hindu und dem Aleviten. Ihnen sagte er, Tamilen und Kurden müssten ebenso leiden wie Tibeter. Sie alle dürften sich auf dem Weg der Gewaltfreiheit nicht beirren lassen, denn «die Wahrheit wird sich durchsetzen». Er bleibe auch für die Tibeter optimistisch, es gebe «Millionen normaler chinesischer Bürger, die uns unterstützen».
Der Dalai Lama war schon öfters in Bern, zuletzt 2013. Einen öffentlichen Auftritt hat er am Donnerstag im ausverkauften Kursaal.
Weiter nach Zürich
Ab Freitag ist der 81-Jährige zu Gast in Zürich. Auch dort taten sich die Behörden schwer im Umgang mit dem hohen Besucher. Am Friedensgebet im Grossmünster werden nun aber auch die Stadtpräsidentin Corine Mauch, Sicherheitsvorsteher Richard Wolff und – als Vertreter der Kantonsregierung – Mario Fehr teilnehmen.
Der Dalai Lama weilt noch bis 22. Oktober in Europa. Nach Lettland und der Schweiz wird er die Slowakei, Tschechien und Italien besuchen.