Der britische Violinist Daniel Hope wird auf die Saison 2016/17 neuer musikalischer Leiter des Zürcher Kammerorchesters (ZKO). Er löst den heute 81-jährigen Sir Roger Norrington ab.
Dieser gibt sein Amt als Principal Conductor Ende der laufenden Saison altershalber ab und tritt kürzer.
Das ZKO hat damit in den kommenden Jahren keinen eigenen Dirigenten. In der Saison 2015/16 leitet Konzertmeister Willi Zimmermann das Orchester, ab 2016/17 dann Daniel Hope. Der heute 41-Jährige wird nicht als Dirigent auftreten, sondern das Orchester vom Instrument aus leiten und auch – wie üblich beim ZKO – geeignete Gastdirigenten einladen.
Als es um die Nachfolge für Norrington gegangen sei, habe man «nicht zwangsläufig einen Dirigenten gesucht», sagte ZKO-Direktor Michael Bühler am Dienstag vor den Medien. Gewünscht war ein erfahrener, international gut vernetzter Künstler, der das ZKO kennt. Dass man Hope gewinnen konnte sei «ein ausserordentlicher Glücksfall».
Hope spielt seit gut zehn Jahren zusammen mit dem ZKO. Zurzeit ist er Artist in Residence. Er ist bekannt für seine Vielseitigkeit. Diese spiegelt sich nicht nur im Schaffen des Violinisten, Bestseller-Autors und Produzenten, sondern auch in einem umfangreichen Repertoire.
Es sei noch zu früh für Angaben zum Programm der übernächsten Saison, sagte Hope. Zentral sei für ihn das Miteinander der Orchestermitglieder. Er werde dass Programm denn auch «zusammen mit den Kollegen» gestalten.
Mit der Ernennung zum ZKO-Music-Director schliesse sich für ihn ein Kreis: Als Kind habe er in Gstaad BE das ZKO unter der Leitung von dessen Gründer Edmond de Stoutz gehört. Dies seien seine ersten Konzerte gewesen, und er habe sie nie vergessen.
Norringtons «Musik-Ästhetik»
Norrington ist seit Anfang der Saison 2011/12 Principal Conductor des ZKO. Ursprünglich war sein Vertrag auf drei Jahre beschränkt. Nun gibt der Brite die Cheffunktion ab. Beim Zürcher Publikum fand seine Art des Musikverständnisses – das historisch orientierte Musizieren mit den Mitteln eines modernen Klangkörpers – grossen Anklang.
Laut Konzertmeister Zimmermann wird Norrington auch weiterhin als Gastdirigent dem ZKO erhalten bleiben. Er habe dem Orchester «eine Ästhetik in der Musik gegeben, die wie ein Markenzeichen wirkt». Er hoffe, dieser Geist bleibe erhalten. Als Orchesterleiter werde er kommende Saison den grössten Wert auf das Miteinander legen.
Der Erfolg Norringtons beim Publikum schlug sich auch in den Zahlen nieder: Wie Bühler ausführte, verzeichnete die Saison 2014/15 einen Besucherzuwachs von 54 Prozent. Bühler rechnet mit «leicht- bis dunkelschwarzen Zahlen» in der Rechnung.
Artist in Residence: Fazil Say
Auch in der kommenden Saison 2015/16 setzt das ZKO laut Bühler auf Highlights des Barock und der Wiener Klassik. Traditionsgemäss treten zahlreiche Gastkünstler und Gastdirigenten auf. Artist in Residence wird der türkische Pianist und Komponist Fazil Say, auch er ist seit langem dem ZKO verbunden.
Weitere bekannte Grössen sind neben vielen anderen anderen der Pianist Pierre-Laurent Aimard, der Blockflötist Maurice Steger, die Violinistin Carolin Widmann und der Violinist Gidon Kremer. Die Sopranistin Edita Gruberova singt an einem Benefizkonzert.
Absolute Hits sind die – stets ausverkauften – Kleinkinderkonzerte. Sie werden, ebenso wie die Konzerte für Vorschul- und Schulkinder, weitergeführt. Und auch die Teenager-Angebote stehen erneut auf dem Programm.