Das Schweizer Davis-Cup-Team bleibt in der Weltgruppe. Ohne ihre drei besten Spieler gewinnt die Mannschaft von Captain Severin Lüthi in Taschkent gegen Usbekistan 3:2.
Die Schatten in der Olympic Tennis School wurden immer länger, dafür der Arm von Antoine Bellier immer kürzer. In seinem dritten Davis-Cup-Einzel kämpfte der 1,96 m grosse Linkshänder fast mehr mit den Nerven als mit seinem Gegner, dem noch ein Jahr jüngeren Davis-Cup-Debütanten Dschurabek Karimow (ATP 769). Der Schweizer, selber auch nur die Nummer 507 der Welt, war sehr stark in die Partie gestartet, die über den Aufstieg oder den Verbleib in die Weltgruppe entschied.
Beim Stand von 6:2, 6:4 und 5:1 begann jedoch das grosse Zittern. Insgesamt vier Matchbälle konnte Bellier nicht nutzen, zwei beim Stand von 5:2, zwei weitere bei 6:4 im Tiebreak. Als Strafe für die fehlende Effizienz musste er eine Zusatzrunde drehen. Im vierten Satz ging er erneut 5:2 in Führung, doch der nie aufsteckende Usbeke, der seit dem Juniorenturnier in Wimbledon wegen Verletzungen kein Spiel mehr bestritten hatte, blieb hartnäckig. Beim Stand von 5:3 musste Bellier nochmals zwei Breakbälle abwehren, ehe er nach genau dreieinviertel Stunden bei seinem fünften Matchball einen Vorhand-Fehler erzwang.
Der Genfer ballte kurz die Faust, umarmte seine Teamkollegen und bedankte sich dann mit diesen zusammen beim kleinen Grüppchen von Schweizer Supportern. Physisch und mental war er beim 6:2, 6:4, 6:7 (6:8), 6:3 an seine Grenzen gegangen. Sowohl Bellier als auch Karimow, der nicht verwandt ist mit dem kürzlich verstorbenen Gründungspräsidenten Usbekistans (Islam Karimow), hatten erstmals in ihrer Karriere wettkampfmässig vier Sätze gespielt. Letzterer war nur deshalb zum Einsatz gekommen, weil die eigentliche Nummer 2 des Heimteams, Farrukh Dustow, nach längerer Verletzungspause noch nicht für einen Einsatz bereit war.
Damit sicherte Bellier dem jungen Schweizer Davis-Cup-Team, das in Abwesenheit von Stan Wawrinka, Roger Federer und Marco Chiudinelli ohne viel Kredit nach Taschkent gereist war, in extremis den Verbleib in der Weltgruppe. Im Doppel hatten Henri Laaksonen und Adrien Bossel am Samstag gegen Denis Istomin und Dustow, der seine fehlende Matchpraxis nicht verbergen konnte, den Erfolg vorgespurt. Im Spitzenduell am Sonntagmorgen zwischen Istomin (ATP 113) und Laaksonen (ATP 138) verpasste der Schweizer die vorzeitige Siegsicherung nur knapp.
Der 24-jährige Schaffhauser verlor einen intensiven Kampf in 4:08 Stunden 7:6 (7:3), 6:7 (6:8), 6:7 (6:8), 5:7. Im dritten Satz konnte Laaksonen drei Satzbälle zu einer 2:1-Führung nicht nutzen. Der Gewinn dieses Durchgangs hätte bei ziemlich hohen Temperaturen und viel Sonnenschein eine Vorentscheidung für Laaksonen sein können. So aber behielt der routinierte Istomin, der vor vier Jahren die Nummer 33 der Welt war, die Oberhand. Die Usbeken hofften noch einmal gut drei Stunden auf den erstmaligen Aufstieg in die Weltgruppe, scheiterten letztlich aber im neunten Anlauf.
Die Auslosung für das nächste Jahr erfolgt am kommenden Donnerstag. Die Schweizer Chancen hängen stark davon ab, ob dann auch Federer und Wawrinka oder zumindest einer der beiden wieder mit von der Partie sind. Trotz der schönen Erfolge von Bellier, Laaksonen und Bossel in Taschkent – in der Weltgruppe warten andere Kaliber als die letztlich bescheidenen Usbeken.