Geld sparen ohne die Leistung abzubauen: Das ist eine der Aufgaben, welche die SBB mit der neuen Zielvereinbarung über den Betrieb der Zürcher S-Bahn für die Jahre 2016 bis 2021 gefasst hat. Am Dienstag unterzeichneten das Bundesamt für Verkehr (BAV), der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV), die SBB und die Zürcher Nachbarkantone die Vereinbarung.
Die SBB soll über die nächsten sechs Jahre ihre Produktivität auf den steuerbaren Kosten um insgesamt 7 Prozent steigern. «Das ergibt eine Reduktion der Kosten von 20 Millionen Franken pro Jahr», sagte die Zürcher Regierungsrätin Carmen Walker Späh (FDP) anlässlich der Unterzeichnung vor den Medien. «Diese Effizienzsteigerung darf aber nicht zu Lasten des Angebots gehen.»
Sie hätten lange verhandelt, und das Ziel verlange Anstrengungen von der SBB. «Es ist aber machbar», ist die Volkswirtschaftsdirektorin überzeugt.
Da die öffentliche Hand das Defizit des ZVV trägt, ist die an die SBB gestellte Aufgabe vor dem Hintergrund der angespannten finanziellen Situation des Kantons Zürich zu sehen. «Trotz Sparprogramm wollen wir aber keinen Kahlschlag oder Leistungsabbau bei unserem erfolgreichen S-Bahn-System.»
Deshalb werde auch die 4. Teilergänzung der Zürcher S-Bahn, die Bestandteil der Zielvereinbarung ist, wie geplant umgesetzt. Das bedeutet, dass per Dezember 2018 im ganzen Kanton Zürich der Halbstundentakt gelten soll.
SBB-CEO Andreas Meyer betonte denn auch, dass die neue Vereinbarung keine Sparübung sei, sondern auch den weiteren Ausbau ermögliche. So sollen beispielsweise bis 2021 insgesamt 49 neue Regionaldoppelstockzüge eingesetzt werden – ein Teil davon ist bereits in Betrieb.
Die Effizienz soll unter anderem beim Unterhalt des Rollmaterials oder bei der Zugzusammenstellung gesteigert werden. «Wie jedes andere Unternehmen müssen auch wir an der Produktivität arbeiten», sagte Meyer.
Bonus-Malus-System spielt bisher für SBB
Die neue Zielvereinbarung setzt den Umfang und die Qualität der von der SBB zu erbringenden Leistung fest. Ein Teil der Vereinbarung ist beispielsweise auch die Fortsetzung des Bonus-Malus-Systems im ZVV.
Dieses definiert Mindeststandards bei verschiedenen Aspekten wie beispielsweise Sauberkeit oder Pünktlichkeit. Übertrifft die SBB diese Werte, erhält sie einen Bonus. Schafft sie es nicht, wird ein Malus fällig.
Bis jetzt war dieses System für die SBB lukrativ. «Vor zwei Jahren erhielten wir einen Bonus von 120’000 Franken. Im vergangenen Jahr waren es bereits 1,3 Millionen», sagte Meyer.
Bekenntnis zur Zürcher S-Bahn
Mit der Unterschrift haben die Vertragspartner ihr Bekenntnis zum grössten S-Bahn-System der Schweiz bekräftigt. Zudem bringe die Vereinbarung allen Parteien eine «deutlich grössere Sicherheit für die mittelfristige Planung», heisst es in der gemeinsamen Medienmitteilung.
Es ist die bereits dritte Regelung für die Zürcher S-Bahn. Die erste bestand seit 1998 zwischen dem ZVV und der SBB. Sie wurde im Jahr 2004 überarbeitet und war bis 2014 gültig.
Die neue Zielvereinbarung wurde nun erstmals auch von den vom ZVV tangierten Kantonen Aargau, Schaffhausen, Thurgau, St. Gallen, Glarus, Schwyz und Zug sowie dem BAV mitunterzeichnet. «Alle Vertragspartner wollen ein qualitativ hochstehendes und finanziell tragbares S-Bahn-System», fasste Carmen Walker Späh zusammen.
Die Züge der Zürcher S-Bahn befördern täglich mehr als eine halbe Million Fahrgäste. Das ist gemäss Mitteilung fast die Hälfte aller Kunden der SBB. Die S-Bahn-Züge legen dabei jährlich 23 Millionen Kilometer zurück.