Die Rückkehr des verletzt gewesenen Vorjahressiegers Rory McIlroy gibt der heute beginnenden US PGA Championship in Kohler/Wisconsin Würze. Es kommt nun zum Gipfelduell zwischen ihm und Jordan Spieth.
Die Weltnummer 1 McIlroy und die Weltnummer 2 Spieth im harten Fight: Diese Affiche haben sich Fans und Experten vor dem letzten der vier Major-Golfturniere des Jahres herbeigesehnt.
Von Vornherein ist Spieth der Favorit. Der 21-jährige Texaner hat heuer in seiner erst vierten Saison als Profi Unglaubliches vollbracht. Er gewann das US Masters im April und hierauf mit etwas Glück – dank dem Versagen des Amerikaners Dustin Johnson am letzten Loch – das US Open im Juni. Am dritten Turnier auf Grand-Slam-Stufe, dem British Open in St. Andrews im Juli – fehlte Spieth nur ein einziger Schlag, um das Stechen gegen den nachmaligen Sieger Zach Johnson aus den USA und den Australier Marc Leishman zu erreichen. Ein Doppelbogey (doppelter Schlagverlust) gegen Ende der Schlussrunde kostete Spieth den Sieg.
Seither hat Spieth zwar keine weiteren Turniere gewonnen, seine Form ist aber dermassen gut, dass ihm der Hattrick an Major-Triumphen in diesem Jahr zuzutrauen ist. Nur der legendäre, filigrane US-Golfer Ben Hogan 1953 und Tiger Woods 2000 haben drei Majors in einem Jahr gewonnen, seit der Grand Slam ausschliesslich aus Profiturnieren besteht.
Hinter dem Leistungsvermögen von Rory McIlroy stehen Fragezeichen. Seit dem US Open Mitte Juni – er wurde dort Neunter – hat der Nordire nicht mehr gespielt. Anfang Juli erlitt er eine Bänderverletzung im Knie, die er sich beim Plauschfussball mit Freunden in Nordirland zuzog. In dieser Woche gibt er das Comeback. Er beteuert, er sei hundertprozentig fit. «Wäre ich nicht ganz gesund, würde ich hier nicht spielen», sagte er unmissverständlich. Die Geschehnisse auf dem Kurs «Whistling Straits» unweit des Michigan-Sees werden es zeigen. McIlroy hat trotz des relativ niedrigen Alters von 26 Jahren schon vier Majorturniere gewonnen. Er hat Spieth also noch einiges voraus.
Zach Johnson wiederum ist es mehr als recht, dass er wegen seines unauffälligen Spiels und seiner bescheidenen Schlaglänge zeitlebens unterschätzt wird und sogar im Schatten seines amerikanischen Namensvetters Dustin Johnson steht, der mit seinem spektakulären Spiel noch kein Major gewinnen konnte. Neben den Stars wenig beachtet, will Zach Johnson nach dem unerwarteten Sieg am British Open noch einmal zuschlagen und den dritten grossen Titel einfahren.
Tiger Woods ist mit einem für ihn äusserst bescheidenen Ziel angereist: Er will sich verbessern. Er will besser spielen als am US Open und am British Open. Beide Male blamierte er sich mit unwürdig schlechten Runden und mit Rängen in den hintersten Teilen der Klassemente. Nach einer halben Trainingsrunde mit dem Amerikaner Davis Love formulierte es der 14-fache Major-Champion an einer Medienkonferenz so: «Ich versuche einfach, besser zu werden. Ich versuche einfach, so weit oben anzukommen, dass ich wieder Turniere gewinnen kann. Mein Spiel muss organisiert und konstant werden. So war es in der allermeisten Zeit meiner Karriere.»
Eine Vielzahl von Verletzungen (Rücken, Knie, Ferse, Ellbogen, Schlüsselbein) haben dem Ausnahmegolfer Woods in den letzten Monaten und Jahren ebenso zugesetzt wie die psychische Belastung nach dem selbstverschuldeten Sex- und Eheskandal Ende 2009.
Unter der Voraussetzung der völlig abhanden gekommenen Form wäre jede Ambition auf einen Spitzenplatz für Woods derzeit verfehlt. Aber seine Worte machten deutlich, dass er mit seinen 39 Jahren noch weit davon entfernt ist zurückzutreten, wie es von verschiedenen Seiten schon postuliert worden ist.