das meiste, was wir heute auf unseren smarten Geräten schreiben, ist flüchtig, der Bequemlichkeit geschuldet, nicht einer Muse. Wertlos, wenn man streng sein möchte. Und bereits sind die ersten Zeitgenossen (wieder) mit Füllfederhaltern und verächtlichem Schnauben unterwegs. Aber es gab sie, die Dampfloks der digitalen Pioniere. Auf ihnen wurden Bücher geschrieben.
Wir halten uns für die digitalen Pioniere – dabei ist der Papierverbrauch gestiegen. Und was die Menschheit heute insgesamt auf ihren Smartphones, Tablets, Net- und Notebooks an Buchstabenbergen anhäuft, dürfte den Druckausstoss um ein Mehrfaches übertreffen.
Bloss ist der grösste Teil davon Ersatz für kurze Zuruf-Kommunikation. Flüchtig, der Bequemlichkeit geschuldet, nicht einer Muse. Wertlos, wenn man streng sein möchte. Und bereits sind die ersten Zeitgenossen (wieder) mit Füllfederhaltern und verächtlichem Schnauben unterwegs.
Was dabei, unter dem Eindruck verständnisloser Blicke der eigenen Sprösslinge angesichts einer Schallplatte, häufig vergessen geht: Schon Ende der achtziger Jahre haben wir auf Computern (Olivetti M10 mit drei Zeilen LCD) Texte für die Zeitung verfasst (und mit Akustik-Kopplern via Telefon direkt in den Redaktionscomputer eingespielt). Wir haben in den Neunzigern mit dem Stift auf «Personal Digital Assistants» wie dem Palm Pilot, dem HP iPaq oder dem Nokia Communicator Notizen gemacht. Und wir haben lange vor der Marktreife der ersten «Netbooks» oder gar Tablets auf winzigen «Subnotebooks» mit eingebautem Modem Artikel verfasst und in alle Welt verschickt.
Das schöne an den Geräten war: Man konnte sie einschalten und in der Regel für einen oder zwei Zwecke brauchen. Texte schreiben, zum Beispiel – nicht mehr. Streit über das bessere System hatten wir trotzdem. Statt iOs und Android hiessen die Rivalen einfach PalmOS und EPOC (später Symbian).
Dabei funktionierten beide begeisterungswürdig stabil. Es gab keine Abstürze. Es gab keine Viren. Man musste nicht alle paar Minuten eine Facebook-Nachricht wegklicken und wurde nicht von Anrufen oder SMS gestört. Man konnte nur, aber in Ruhe, schreiben. Und vielleicht noch Emails empfangen. Die Überforderung hielt sich in Grenzen – und der Stromverbrauch auch.
Sie waren das Äquivalent der Dampfloks im elektronischen Zeitalter: Abenteuermaschinen, die neue Ländereien erschlossen, Horizonte erweiterten und für Pioniertaten genutzt wurden. Zum Beispiel das Psion NetBook. Das ist das A5-formatige Gerät, dem wir Urs Buess‘ Tagebuch seiner 115tägigen Reise durch Europa verdanken. Weil er es dabei hatte und schon am ersten Tag in Luton – mehr aus langer Weile – zu schreiben begann.
Heute würde er seine Zeit zwischen zwei Flügen mit Angry Birds totschlagen, auf Facebook ein paar Bilder posten, den Freunden per SMS seinen Status und seine GPS-Position mitteilen. All dies eben, was wir auf unseren Sprüngen von Ort zu Ort mit den grandiosen Geräten anstellen.
Ausser ein Buch zu schreiben.