Das Ticket für die auf dem Sitz mitgeführte Tasche, welches die SBB einführen wollen, wird bestimmt ein Renner – und Rucksäcke zu Abwehrtürmen gegen Schnarcher, Schmatzer und Schuhauszieher.
Sie lagen mir sofort auf der Zunge. Die Zoten und Beleidigungen und blöden Sprüche.
Nachdem die SBB am Dienstag eine Meldung von «20 Minuten» bestätigten und tatsächlich und ganz im Ernst ankündigten, dass ab Fahrplanwechsel im Dezember auch die Tasche auf dem Sitz ein Billett brauche, da griff sich jeder einigermassen vernünftige Pendler an den Kopf.
Geht es eigentlich noch? Braucht meine Tasche nun ein GA? Genügt ihr ein Zweitklassbillett? Warum fährt sie zum halben Preis? Kosten Taschen und Rucksäcke dasselbe? (Nicht zu reden von schweren Koffern!)
Was kommt als Nächstes? Ein Zapfengeld für das mitgebrachte Cola Zero? Ein Aufpreis für besonders schwere Mäntel? Eine Strompauschale für den Laptop?
Aber das war noch vor diesem Morgen. Ich will an dieser Stelle nicht in den Chor all jener halb und etwas mehr lustigen Pendler-Kolumnisten einstimmen, die jegliche Pendler-Klischees schon in jeder bekannten Form dar- und blossstellten. Aber so einen Schnarcher wie heute Morgen, so einen haben die alle noch nicht getroffen.
Es war ein junger Mann in schweren Kleidern. Ein Teenager mit chronischem Schlafmangel. Und so hing er dann im weichen Sitz der zweiten Klasse, hatte den Kopf nach hinten gelegt, den Mund leicht geöffnet und ängstigte die Pendler zu Tode. Es begann mit einem leichten Röcheln, steigerte sich zu schmatzenden Schluckgeräuschen und tönte zum Schluss so, als ob der Burscht kurz vor dem Abschmieren wär. Man hat sich das in Intervallen vorzustellen, eine geschlagene halbe Stunde lang.
In Gedanken kaufte ich mir zuerst ein Billett für meine treue Pendler-Tasche.
Und danach eines für jenen Rucksack, den ich zwecks Pendler-Abwehr in Zukunft zusätzlich mit mir führen werde.
- Produkt: SBB-Ticket für die Zugfahrt einer Tasche
- Bezugsquelle: Der Bahnhof ihres Vertrauens
- Preis: Nach Grösse und Gewicht