Thomas Rüfenacht ist auf dem Eis kein Kind von Traurigkeit. Im Moment ist der Stürmer aber nur glücklich, dass er die Schlittschuh-Attacke des Slowenen Ziga Jeglic unbeschadet überstanden hat.
Rüfenacht, der glücklicherweise keinen Kratzer davongetragen hat, wirkt auch 48 Stunden nach der Szene aufgewühlt und geschockt: «Ich und auch die Teamkollegen haben in dem Moment nicht realisiert, was passiert ist, sondern erst im Nachhinein, als wir die Bilder sahen. Ich dachte, er habe mich mit der Faust geschlagen. Wenn wir das kapiert hätten, hätten wir schon im Spiel anders reagiert.»
Die nachträglich ausgesprochenen zwei Spielsperren, die der Internationale Eishockey-Verband (IIHF) gegen Jeglic für die Attacke ausgesprochen hat, sind aufgrund der möglichen Folgen für das Opfer eine äusserst milde Sanktion. Das sieht auch Rüfenacht zwei Tage nach dem Vorfall so: «Hätte er mich getroffen, würde ich jetzt nicht hier stehen und niemand würde sich beklagen, wenn er lebenslänglich gesperrt worden wäre.»
«Im Eishockey noch nie gesehen»
Nicht nur die Schweizer Spieler, sondern auch sonst niemand im Stadion nahm im ersten Moment Notiz von der Szene. Erst nachdem die IIHF die Sperre ausgesprochen hatte, tauchten die ersten Bilder auf. Darauf ist zu sehen, wie Jeglic beim Überqueren der Bande versucht, Rüfenacht mit einer bewussten Kickbewegung zu treffen und den Schlittschuh quasi als Waffe einsetzt.
«Das ist krass und habe ich im Eishockey so noch nie gesehen», erzählte Rüfenacht, der dabei auch an seine Familie dachte. «Ich hatte ein Riesenglück und hätte sterben können.» Fest steht, dass Rüfenacht dem 29-jährigen KHL-Stürmer von Slovan Bratislava «nie mehr» begegnen möchte.
Erstaunen beim Schweizer Verband
Der Vorfall beschäftigte am Montag auch die Funktionäre. Man habe die Sanktion von nur zwei Sperren «erstaunt» zur Kenntnis genommen, sagte Raeto Raffainer, der Direktor der Nationalmannschaften. Für den weiteren Verlauf der WM sei es aus Schweizer Sicht nicht relevant, wie hoch die Sperre ausfalle. «Im Sinn des Eishockeys» überlege man sich aber in Ruhe weitere Schritte.
Offen ist, ob es überhaupt eine rechtliche Möglichkeit gäbe. Gemäss den Reglementen der IIHF ist der Entscheid der Disziplinarkommission endgültig. Selbst das Internationale Sportgericht (CAS) in Lausanne kann nach aktuellem Stand nicht angerufen werden – dies, weil der Schweizer Verband offiziell unbeteiligt ist.
Von der slowenischen Delegation äusserte sich bisher niemand offiziell zur Szene. Slowenische Medienvertreter berichteten, dass Jeglic ob seiner Tat «selbst erschrocken» sei. Der Stürmer gelte normalerweise als äusserst ruhiger Zeitgenosse und überhaupt nicht aggressiv.