Der frühere DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski ist tot. Der SED-Politiker und Wirtschaftsfunktionär starb am Sonntag im Alter von 82 Jahren in Bayern. Berühmt geworden war er für die Aushandlung eines Milliardenkredits mit Westdeutschland in D-Mark.
Schalck-Golodkowski hatte 1983 mit dem damaligen bayerischen CSU-Chef Franz Josef Strauss einen Milliardenkredit für die DDR ausgehandelt. Das Geschäft in harter D-Mark bewahrte das sozialistische Land seinerzeit vor dem Staatsbankrott.
Der gelernte Feinmechaniker war im Rang eines Staatssekretärs bis zum Fall der Mauer 1989 Chef der mächtigen «Kommerziellen Koordinierung» (KoKo) im Ministerium für Aussenhandel in Ost-Berlin. Er beschaffte für das Regime von Staatschef Erich Honecker über Jahrzehnte Milliardensummen an Devisen.
Das «geheime Wirtschaftsimperium der DDR» sorgte dafür, im Westen Waren aus DDR-Produktion – darunter auch Waffen – an den Mann zu bringen. Schalck-Golodkowskis Einnahmen für den Staat beliefen sich nach westdeutschen Erkenntnissen zwischen 1966 und 1989 auf umgerechnet knapp 14 Milliarden Euro.
Nach der Wende 1989 stellte sich Schalck-Golodkowski der bundesdeutschen Justiz und kam für einige Wochen in Untersuchungshaft. Dem Auslandsgeheimdienst BND gab er sein umfangreiches Wissen über das Geschäftsgebaren der KoKo preis.
Von der Justiz glimpflich behandelt
1995 begann der Prozess gegen Schalck-Golodkowski vor dem Berliner Landgericht wegen des Vorwurfs illegaler Waffengeschäfte. Er endete 1996 mit einer einjährigen Bewährungsstrafe.
Doch dank seiner jahrzehntelangen guten deutsch-deutschen Kontakte und mit Hilfe alter Freunde brachte er es auch im vereinigten Deutschland rasch wieder zu einigem Wohlstand.
Schalck-Golodkowski lebte zuletzt seit über 20 Jahren zurückgezogen mit seiner zweiten Ehefrau in Rottach-Egern am oberbayerischen Tegernsee. Interviews verweigerte er sich seit langem beharrlich. Mit der DDR hatte er nach Aussage von Freunden längst abgeschlossen.
Der gross gewachsene Mann – seine Mitarbeiter zu DDR-Zeiten nannten ihn «dicker Alex» – kämpfte seit Jahren gegen gesundheitliche Probleme. Einheimische sahen ihn gelegentlich auf einen Gehstock gestützt beim Spaziergang durch den Kurort.
«Ick hab‘ für die DDR gekämpft»
Die letzte öffentliche Äusserung von Schalck-Golodkowski stammt aus einer Talkshow im Jahr 2000. Damals sagte er über seine Tätigkeit für die DDR: «Ick hab‘ nich beschafft, ick hab‘ erarbeitet.» Und fügte im Berliner Dialekt hinzu: «Ick hab‘ für die DDR gekämpft, und wir haben am Ende verloren.»