Defektes Hochspannungskabel löst Stromausfall in Zürich aus

Ein Stromausfall hat am Donnerstagmittag während knapp drei Stunden weite Teile der Zürcher Innenstadt lahmgelegt. Rund 10’000 Stromanschlüsse waren betroffen. Gegen 70 Trams und Trolleybusse blieben stecken. Zahlreiche Linien mussten umgeleitet werden.

VBZ-Chauffeure nach dem Stromausfall in Zürich (Bild: sda)

Ein Stromausfall hat am Donnerstagmittag während knapp drei Stunden weite Teile der Zürcher Innenstadt lahmgelegt. Rund 10’000 Stromanschlüsse waren betroffen. Gegen 70 Trams und Trolleybusse blieben stecken. Zahlreiche Linien mussten umgeleitet werden.

Vom Blackout betroffen waren die Stadtkreise 1, 6 und 8. Zwischen Central und Zoo, Bellevue und Klusplatz sowie zwischen Bellevue und Rehalp setzten die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) Ersatzbusse ein. Nicht betroffen war das Netz der SBB, da diese über ein eigenes Stromnetz verfügt.

Obschon diverse Lichtsignalanlagen ausfielen, blieb ein Verkehrschaos aus. An Verkehrsknotenpunkten, etwa am Bellevue, kam es zwar zunächst zu Rückstaus, schon bald rollte der Verkehr aber wieder einigermassen flüssig. „Das wäre anders verlaufen, wenn sich der Stromausfall zur Rush-Hour ereignet hätte“, sagte ein Sprecher der Stadtpolizei auf Anfrage.

Defektes Hochspannungskabel als Ursache

Ursache des Stromausfalls waren defekte Hochspannungskabel im Unterwerk Sempersteig der Elektrizitätswerke Zürich (ewz). Dort kam es um 11.06 Uhr zu einem grösseren Kurzschluss, der zu einem Stromausfall führte. Im 3. Untergeschoss bildete sich starker Rauch, der von der Feuerwehr mit Spezialgeräten abgesaugt werden musste.

Dank Umschaltungen gelang es den ewz-Spezialisten dann, die Stromversorgung im betroffenen Gebiet wieder herzustellen. Zwischen 13.41 Uhr und 13.47 Uhr floss der Strom wieder in der ganzen Stadt, wie das ewz am Nachmittag mitteilte.

Ob der Ausfall im Zusammenhang steht mit einem Kurzschluss im Unterwerk Katz, der sich um 10.34 Uhr ereignete, ist derzeit ungewiss und soll in den kommenden Tagen abgeklärt werden. Laut ewz-Sprecher Harry Graf kommt es auf Zürcher Stadtgebiet durchschnittlich einmal pro Jahr zu einem grösseren Stromausfall. Oftmals dauere die Panne aber nicht länger als 45 Minuten.

Leere Läden, leere Restaurants

Die Panne wirkte sich auch auf verschiedene Medienunternehmen aus: Die Pendlerzeitung „Blick am Abend“ erschien am Donnerstag nicht. „Wir kommen wegen Blackout definitiv nicht raus. Sorry, liebe Leser“, twitterte die Redaktion der Ringier-Gratiszeitung.

Vom Stromausfall ebenfalls betroffen war der Lokalsender Radio 1 von Roger Schawinski. Wer die entsprechende UKW-Frequenz wählte, hörte lediglich ein Rauschen. Ohne Strom war auch die Redaktion der NZZ. Die Leiter von NZZ Online schickten ihr Team nach Hause. „Wir werden heute NZZ Online übers Home Desk organisieren“, twitterte Redaktionsleiter Urs Holderegger.

Am Limmatquai, wo über Mittag normalerweise geschäftiges Treiben herrscht, war es ungewöhnlich ruhig. Viele Läden wurden geschlossen oder warteten vergeblich auf Kundschaft. Wo noch Kundschaft war, musste man sich mit Taschenlampen behelfen.

Besonders ärgerlich war der Blackout für Restaurants, die sich für den Ansturm über Mittag gerüstet hatten. Da die Herdplatten nicht funktionierten, war man gezwungen, auf kalte Speisen auszuweichen. Viele Beizen blieben auch leer.

Beim Bellevue sassen trotz kühler Temperaturen viele Leute im Freien und assen Sandwiches. Gute Geschäfte machte ein Bratwurstverkäufer beim See, der seinen Grill mit Gas heizte.

Anders erging es dem Marroniverkäufer nebenan, der auf Strom angewiesen war. Eine Kundin jedenfalls gab ihre lauwarmen Marroni wieder zurück. Sie habe bereits eine lauwarme Suppe gegessen, sagte sie.

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