Erstmals seit 2010 treten die Schweizer Degen-Männer ohne Edelmetall die Rückreise von Fecht-Europameisterschaften an.
Die Schweizer verpassten zudem zum zweiten Mal in Folge an Europameisterschaften einen Medaillengewinn im Teamwettbewerb. Nach dem 4. Rang im Vorjahr in Polen gab es diesmal den 8. Platz in Tiflis.
Das als Nummer 5 gesetzte Schweizer Team mit Max Heinzer, Benjamin Steffen, Michele Niggeler und Georg Kuhn scheiterte in den Viertelfinals an den als Nummer 4 gesetzten Russen deutlich mit 34:45. Die Russen setzten anschliessend ihren Siegeszug fort und holten den EM-Titel mit einem 33:32-Finalsieg über Weltmeister Ukraine.
Gegen die Russen verzeichneten die Schweizer einen guten Start und führten nach dem Auftaktgefecht von Heinzer mit 5:2. Doch dann riss der Faden im Schweizer Team. Der EM-Team-Debütant Michele Niggeler, der im Einzel noch als bester Schweizer geglänzt hatte, zahlte Lehrgeld und übergab nach dem zweiten Gefecht einen 6:8-Rückstand.
Keiner vom Schweizer Team fand den Schlüssel zum Turnaround. Heinzers zweites und drittes Gefecht verliefen «auch nicht wunschgemäss. Wir machten in der Defensive keinen guten Job. Es ist bitter, dass wir diese Chance nicht nutzen konnten», bilanzierte der Schwyzer und dachte an den möglich gewesenen Halbfinal gegen Deutschland, das in den Viertelfinals überraschend Olympiasieger Frankreich bezwang.
In den Gefechten um die Ränge 5 bis 8 verloren die Schweizer zum Auftakt gegen Frankreich mit 39:45. Um Rang 7 zogen die Schweizer dann in einer Revanche des Olympia-Viertelfinals von Rio gegen den Olympia-Zweiten Italien den Kürzeren (41:44). Zum Auftakt des Tages hatten sich die Schweizer in den Achtelfinals noch standesgemäss gegen Spanien mit 45:27 durchgesetzt.
Niggeler und Kuhn noch Team-Neulinge
Mit dem Vorjahres-EM-Zweiten Heinzer und Steffen standen ein Jahr nach Olympia in Rio immer noch zwei Fechter im Schweizer Team, die unter anderem schon drei beziehungsweise vier Mal Mannschafts-Europameister und jeweils dreimal Team-WM-Dritte wurden. Im Vergleich zu Rio 2016 fechten im im Schweizer Team die noch vergleichsweise unerfahrenen Niggeler und Kuhn. Sie ersetzen die Olympia-Teilnehmer vom Vorjahr, Fabian Kauter und Peer Borsky, die beide aktuell ihr Wirtschafts-Studium priorisieren.
Heinzer sagt über das aktuelle Schweizer Quartett: «Noch verhält es sich so, dass wir nach einem Rückstand noch nicht gross reagieren können. Wir sind aber nah dran. Und im bisherigen Saisonverlauf schafften wir bei fünf Weltcups das Minimalziel mit den Top 8 immer, wurden im letzten Oktober in Bern gar Zweiter und fielen nicht ab.»
WM in Leipzig in einem Monat
2010 waren die EM in Leipzig ausgetragen worden. Am gleichen Ort steht in diesem Jahr mit den WM von Ende Juli der Saisonhöhepunkt im Programm. Auf diese Titelkämpfe werden sich die Schweizer unter anderem mit einem Trainingslager in Tenero vorbereiten