Seit 2013 gilt in der Schweiz eine Deklarationspflicht für Pelz. Aber nicht einmal zwanzig Prozent der Kleidergeschäfte deklarieren Pelz und Pelzprodukte nach Vorschrift.
Zwischen März 2014 und März 2015 hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) insgesamt 166 Mode- und Kleidergeschäfte unter die Lupe genommen. Von jenen 88 Geschäften, die Pelz und Pelzprodukte anboten, erfüllten nur 14 die Deklarationspflicht korrekt.
Bei einer grossen Mehrheit gab es etwas zu beanstanden, die Mängel waren jedoch unterschiedlich schwer. Das Spektrum reichte vom vollständigen Fehlen der Deklaration bis zur falschen lateinischen Bezeichnung der Tierart.
Wissenslücken beim Personal
Das BLV stellte fest, dass es vor allem für kleinere Boutiquen oft schwierig ist, von den Lieferanten im Ausland die nötigen Informationen zu erhalten. Beim Verkaufspersonal gebe es grosse Wissenslücken, heisst es in einer Mitteilung vom Dienstag.
Seit Ablauf der Übergangsfrist im März 2014 müssen bei allen Fellen und Pelzprodukten die Tierart und die Herkunft angegeben werden. Ausnahmen gibt es für Felle von domestizierten Pferden, Rindern, Schafen, Ziegen, Schweinen und von Lamas und Alpakas.
Zudem muss auf der Etikette ersichtlich sein, ob das Tier in freier Wildbahn aufgewachsen ist und durch Fallenjagd oder Jagd ohne Fallen gefangen wurde oder ob es als Zuchttier in Käfighaltung mit Gitterböden oder unter anderen Haltungsformen aufgewachsen ist.
Parlament kritisiert schleppende Umsetzung
Die Deklarationspflicht geht zurück auf eine Motion der Zürcher GLP-Nationalrätin Tiana Moser. Im Parlament macht sich denn auch bereits ein gewisser Unmut über die schleppende Umsetzung breit.
In der Frühlingssession hat der Ständerat den Bundesrat beauftragt, Alternativen zur Deklarationspflicht aufzuzeigen. Ziel ist es, den Verkauf von tierquälerisch erzeugten Produkten zu verhindern. Ein Importverbot für solche Pelze ist jedoch 2011 am Widerstand des Ständerats gescheitert.
Fehlende Kontrollen im Onlinehandel
Der Verband Swiss Fashion Stores, der kleinere Modegeschäfte vertritt, hat seine Mitglieder mehrmals über die Deklarationspflichten informiert, wie Geschäftsführer Armin Haymoz auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte. Vom Bund habe der Verband positives Feedback erhalten. Er könne jedoch nur für die Mitglieder des Verbands sprechen, sagte Haymoz.
Verärgert zeigte er sich darüber, dass der Onlinehandel den Kontrollen entgehe. All die Pakete, die über die Grenze geliefert werden, würden nicht kontrolliert, kritisierte er. Wegen der Schweizer «Speziallösung» bei der Pelzdeklaration sieht sich Swiss Fashion Stores zudem im Nachteil gegenüber dem Ausland.
SwissFur: Richtige Deklaration gehört sich
Kein Verständnis für fehlende Deklarationen hat der Verband SwissFur, der Schweizer Pelzfachgeschäfte und Kürschner vertritt. «Wir sind überrascht, dass die Deklarationspflicht nicht eingehalten wird», sagte Sprecher Thomas Aus der Au auf Anfrage. «Wer Pelze verkauft, muss auch richtig und vollständig deklarieren, die Verordnung ist klar und gilt für alle Anbieter.»
In der Regel seien es nicht Fachgeschäfte, die gegen die Deklarationspflicht verstossen, sondern Modeläden, die nur wenige Pelzprodukte im Angebot führten. Hier müsse man das Bewusstsein schärfen, dass die Deklarationspflicht eingehalten werden muss, sagte Kürnschermeister Aus der Au. Die Mitglieder des Verbands SwissFur deklarieren ihre Waren bereits seit 1996 nach heutigem Standard.
Beim Verband Schweizerischer Filialunternehmen, zu dessen Mitgliedern rund 20 Kleidergeschäfte gehören, war am Dienstag niemand für eine Stellungnahme erreichbar.