Die UNO hat nach Angaben von Sonderkommissions-Mitglied Carla del Ponte Hinweise darauf, dass die Rebellen in Syrien Giftgas eingesetzt haben. Das sagte die ehemalige Bundesanwältin und Chefanklägerin der UNO-Kriegsverbrechertribunale gegenüber dem Tessiner Fernsehen RSI.
«Wir haben Zeugenaussagen von Ärzten, Flüchtlingen in benachbarten Ländern und Spitalmitarbeitern, dass chemische Waffen verwendet wurden – nicht von der Regierung, aber von der Opposition», sagte del Ponte im Tessiner Fernsehen RSI. Die Art und Weise der medizinischen Behandlung der Opfer lege den dringenden Verdacht nahe, dass Sarin eingesetzt worden sei.
Unumstössliche Beweise gebe es hingegen noch nicht. Del Ponte betonte gleichzeitig, dass die Untersuchungen der Syrien-Sonderkommission des UNO-Menschenrechtsrates noch lange nicht abgeschlossen seien. Diese müssten in einer weiteren Phase mit zusätzlichen Zeugenaussagen vertieft, verifiziert und bestätigt werden.
Nur so könne herausgefunden werden, ob auch die Regierung das Nervengas eingesetzt habe. Sarin wurde 1991 von der UNO zur Massenvernichtungswaffe erklärt. Ihr Einsatz ist weltweit verboten.
Gegenseitige Vorwürfe
Die Regierung von Präsident Baschar al-Assad und die Rebellengruppen werfen sich gegenseitig vor, Chemiewaffen bei drei Angriffen eingesetzt zu haben: Bei einem Angriff nahe Aleppo, einem weiteren nahe Damaskus – beide im März – sowie einem dritten im Dezember in Homs.
Die USA hatten Staatschef Assad wiederholt vor dem Einsatz chemischer Waffen gewarnt. Das sei eine rote Linie, die nicht überschritten werden dürfe. Die Regierung in Damaskus hat bestritten, derartige Waffen benutzt zu haben.
Zum möglichen Einsatz von Chemiewaffen in Syrien gibt es mehrere Untersuchungen. Die von Genf aus geleiteten Nachforschungen zu Kriegsverbrechen und anderen Menschenrechtsverletzungen mit Carla del Ponte laufen von den Untersuchungen von UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon getrennt.