Dem FC Zürich droht der Fall in die Challenge League. Der Trainerwechsel bleibt beim Tabellenletzten ohne Wirkung, beim 0:3 in St. Gallen treten die Zürcher wie ein Absteiger auf.
«Nati B, Zürich ist dabei» tönte es Sekunden vor dem Schlusspfiff aus der St. Galler Fankurve. Das Szenario, das bis vor wenigen Tagen niemand – und in erster Linie nicht die Zürcher Verantwortlichen – für möglich hielt, droht zwei Runden vor Schluss Realität zu werden. Der FCZ steht nach dem 34. Spieltag so nahe am Abgrund und dem Abstieg nach 26 Jahren in der obersten Spielklasse wie noch nie.
Alles deutet darauf hin, dass die beiden Cupfinalisten Zürich und Lugano vier Tage vor dem Final im Zürcher Letzigrund in einem Fernduell auch den Absteiger in die Challenge League unter sich ausmachen werden. Einen Punkt liegen die Tessiner zwei Runden vor Schluss vor dem FCZ, die Zürcher weisen das um sieben Tore bessere Torverhältnis auf.
Die Art und Weise wie der FCZ fünf Tage nach dem 0:4 gegen Lugano und drei Tage nach der Vorstellung von «Feuerwehrmann» Uli Forte als Trainer in St. Gallen unterging, lässt beim FCZ und seinem Anhang die Alarmglocken noch lauter schrillen. Zehn Jahre nach dem denkwürdigen Meistertitel – dem damals ersten nach einer 25-jährigen Durststrecke – droht dem Zürcher Stadtklub der Fall ins Niemandsland. Ohne Kampfgeist, ohne Esprit, ohne Wille, ohne taktisches Konzept, dem FCZ fehlte es bei seinem Auftritt in St. Gallen an allem, was es im Abstiegskampf braucht. «Natürlich habe ich mir mehr erhofft», sagte ein gefasster Uli Forte. «Aber dass die Verunsicherung nicht gleich vom Tisch ist, ist normal.»
Forte und seine neu zusammengestellte Trainercrew zeigten bei ihrer Premiere kein glückliches Händchen. Alain Nef und Anto Grgic, noch einer der Besten in den letzten Wochen, blieben zu Beginn auf der Bank. Den überforderten Rechtsverteidiger Cédric Brunner wechselte Forte bereits kurz vor der Pause aus, in der Halbzeit wurde mit der Herausnahme von Moussa Koné die nächste Korrektur vorgenommen. Letztlich hinterliess auf Seiten der Zürcher aber keiner den Eindruck, als gehe es für den FCZ um alles oder nichts. Besonders die Routiniers Ivan Kecojevic und Davide Chiumiento enttäuschten auf der ganzen Linie – nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Der Russe Alexander Kerschakow verwarf bereits nach einer halben Stunde die Hände, erspielte sich aber immerhin die beiden einzigen Zürcher Torchancen.
Der FCZ gab auch unter dem neuen Trainer ein desolates Bild ab. Captain Gilles Yapi griff auf Durchhalteparolen zurück: «Solange mathematisch nichts entschieden ist, glauben wir daran.» Forte blieb auch nach dem persönlichen Fehlstart optimistisch, nahm aber kein Blatt vor den Mund: «Ich wusste, auf was ich mich einlasse. Wir müssen der Realität ins Auge schauen.» Es gelte nun, in der kommenden Woche die Einzelgespräche weiter zu vertiefen, die Automatismen weiter zu verbessern und sich die Erfolgserlebnisse im Training zu holen. Sein Plan für das Abstiegsfinale ist klar: «Punkten in Sion ist ein Muss, dann haben wir einen Final zuhause gegen Vaduz.» Aus eigener Kraft kann der FCZ den Abstieg aber nicht mehr verhindern, weswegen Gilles Yapi anfügte: «Wir müssen gewinnen und auf ein Wunder hoffen.»