Mehrere tausend Menschen haben am Sonntag in Brüssel gegen eine Freilassung der Ex-Frau und Komplizin des Kindermörders Marc Dutroux protestiert. An der Kundgebung in der belgischen Hauptstadt beteiligten sich nach Angaben der Polizei rund 5000 Demonstranten.
Aufgerufen zu dem Protestmarsch hatte Jean-Denis Lejeune, der Vater eines der Opfer von Dutroux. Ein Gericht in Mons hatte Ende Juli entschieden, Michelle Martin nach 16 Jahren Haft vorzeitig unter Auflagen freizulassen. Sie soll in einem Kloster in der Nähe von Namur aufgenommen werden.
Die Demonstranten forderten eine Reform der belgischen Strafjustiz. Verurteilte Kinderschänder dürften nicht vorzeitig aus der Haft entlassen werden, war auf ihren Spruchbändern zu lesen. Der Fall Dutroux und das damit verbundene Versagen von Polizei und Justiz hatte Belgien Mitte der 90er Jahre erschüttert.
Martin war 1996 zusammen mit Dutroux festgenommen und zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Dem Paar wurden die Entführung, Gefangenschaft und Vergewaltigung von sechs Mädchen und jungen Frauen und der Tod von vier Opfern zur Last gelegt.
Dutroux erhielt eine lebenslange Haftstrafe, Martin wurde vor allem vorgeworfen, dass sie zwei der verschleppten Mädchen in einem Kellerverlies verhungern liess.
Am 28. August entscheidet der Kassationshof, das oberste belgische Gericht, ob eine Freilassung von Michelle Martin rechtmässig ist. Bis zur Entscheidung bleibt die Komplizin des Kindermörders inhaftiert.