Demo in Basel: Mit Vogelscheuchen gegen Syngenta und Monsanto

Der weltweit durchgeführte Marsch gegen Monsanto wurde am Samstag auch in Basel begangen. Bei der Kritik an den Agro-Multis stand hier insbesondere der Hauptsitz von Syngenta im Fokus der Demonstranten.

(Bild: Alexander Preobrajenski)

Über 1200 Leute demonstrierten am Samstagnachmittag gegen die Agro-Multis. Die friedliche Kundgebung führte vom Barfüsserplatz zum Syngenta-Hauptsitz an der Schwarzwaldallee. Dabei handelte es sich um eine Demo im Rahmen eines internationalen Aktionstags zur Kritik an Monsanto.

Eine äusserst bunte Schar versammelte sich um 14 Uhr beim Barfüsserplatz: Leute mit Bienenkostümen, weissen Pestizid-Schutzanzügen und Luftballons machten sich zum Abmarsch bereit. Ein Requisit aus Kanistern und Puppenbeinen, das an eine Tinguely-Skulptur erinnerte, rollte als Vorhut vor dem Demozug. In den vordersten Reihen stachen die vielen Vogelscheuchen heraus, welche etwa aus Taucherflossen und Pfannendeckeln zusammengebastelt wurden.

Der farbige Protest gegen die Agromultis bewegte sich im Rahmen eines internationalen Aktionstages: Seit 2013 findet jährlich weltweit der Marsch gegen Monsanto statt. Für Basel bedeutet die Demo gegen den Saatgut- und Herbizid-Konzern eine Premiere: Sie wurde vom Verein MultiWatch ins Leben gerufen und von über 30 weiteren Organisationen unterstützt. Laut Angaben der Organisatoren nahmen etwa 1200 Leute an der Kundgebung teil. Auch in Morges und Bern fanden parallel dazu Demos statt.

Expo Milano: Kritik an Basler Regierung

In Basel hatte der Protestmarsch noch eine besondere Bedeutung: Der Hauptsitz des Agrochemiekonzerns Syngenta stand hier im Fokus. Der Pflanzenschutzmittel-Marktführer und weltweit drittgrösste Saatgutproduzent bekam bei der Kundgebung sein Fett ab.

Zwei aktuelle Themen verliehen der Demo noch zusätzliche Brisanz: Kritisiert wurde die Basler Regierung, welche für ihren Auftritt an der «Expo Milano 2015» Syngenta als Partner und Hauptsponsor gewählt hat. Zudem wurde Monsantos Übernahmeversuche von Syngenta von anfangs Mai ebenfalls angesprochen: Der Biotechnologie-Gigant mit Sitz im amerikanischen St. Louis machte Syngenta eine Offerte von 45 Milliarden Dollar. Der Agrochemiekonzern mit dem Basler Firmensitz liess jedoch Monsanto vorerst abblitzen.

Bienensterben, Gentech-Saatgut und Paraquat

Die besagten Bienenverkleidungen mancher Demonstranten waren nicht bloss als Jux gedacht: Syngenta wird von Kritikern der Vorwurf gemacht, mit seinen Pestiziden mitverantwortlich für das grassierende Bienensterben zu sein. Generell war laut den Organisatoren die Idee hinter der Demo, für einen Kurswechsel in der Ernährung einzustehen. Dabei wollte man sich für eine ökologische Landwirtschaft ohne Gentechnik und Patente auf Saatgut einsetzen.



Bálint Csontos, Co-Präsident Junges Grünes Bündnis Nordwest, bei seiner Rede.

Bálint Csontos, Co-Präsident Junges Grünes Bündnis Nordwest, bei seiner Rede. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Auch die Vogelscheuchen wurden nicht ohne Grund als Aushängeschild der Demo gewählt: «Sie stehen symbolisch für eine Landwirtschaft, die auch schon lange vor Monsanto und Syngenta gut funktioniert hat», meinte Hannes Reiser, Mitbegründer von Longo Maï. Zudem ständen sie für den Widerstand gegen die Agro-Multis, welche sich in seinen Augen wie Raubvögel aufführten.

Protest vor dem Syngenta-Hauptsitz

«Wir lassen uns nicht verseuchen, Gentech-Vogelscheuchen»: Deutliche Parolen wurden an die Adresse der beiden Konzerne skandiert. Der Demozug führte durch die Innenstadt via Claraplatz zur Schwarzwaldallee, wo Syngenta ihren Hauptsitz hat. Aufschriften wie «Weniger Pestizide in unserem Essen» und «Wer die Saat hat, hat das Sagen» waren auf den Transparenten zu lesen. Vor den Gittern des Firmengeländes wurden die Vogelscheuchen aufgestellt.

Anschliessend kam es zu einem «Die in»: Mit einem kollektiven Totstellen wollten die Demonstranten auf die verheerenden Auswirkungen von Gifteinsätzen in der Landwirtschaft aufmerksam machen. Eine Frau mit weissem Schutzanzug sprühte symbolisch aus einer Herbizidflaschen-Attrappe auf die Liegenden. Dabei wurde unter anderem auf den Einsatz von Paraquat angespielt: Die toxische Substanz, die in Europa verboten ist, führt insbesondere bei Kleinbauern in Schwellenländern zu schweren Vergiftungen.



Ein «Die In»: Die Demonstranten am Boden.

Ein «Die In»: Die Demonstranten am Boden. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Eine Rednerin sprach die Situation in Brasilien an, einem «Weltmeister im Sprühen von Agrargiften». Dabei kam sie auch auf den Widerstand gegen Syngenta vonseiten der Kleinbauern und Landlosenbewegung zu sprechen. Bálint Csontos, Co-Präsident Junges Grünes Bündnis Nordwest, wies in seiner Rede darauf hin, dass Agromultis wie Syngenta dafür stehen, dass die Welternährung in der Hand von einigen Wenigen liege.

Auch Olivia Jost und Ueli Gähler von MultiWatch gingen mit den Grossunternehmen hart ins Gericht: «Über die Zukunft der Landwirtschaft soll nicht in Missouri oder Basel entschieden werden – souveräne Landwirtschaft braucht keine Multis», meinte Olivia Jost. Pointiert schloss Ueli Gähler die Rede mit einem Hinweis auf den amerikanischen Abzug aus Vietnam ab. Er richtete sich an den Syngenta-CEO im Hinblick auf die Kleinbauern-Bewegung: «Herr Mack, verpassen sie den Helikopter nicht – Vía Campesina steht vor der Tür.»

Syngenta-Resolution im Grossen Rat abgelehnt

Die Problematik rund um Syngenta wäre vor wenigen Tagen beinahe auch im Rathaus auf den Tisch gekommen: Die Fraktion Grünes Bündnis brachte am Mittwoch im Grossen Rat eine Resolution ein. Diese sollte Syngenta dazu auffordern, keine in der Schweiz verbotenen Herbizide und Pestizide im Ausland zu vertreiben. Mit 44 zu 41 setzte der Grosse Rat die Resolution nicht auf die Tagesordnung. Das Grüne Bündnis wirft den Parlamentariern daher vor, eine Debatte über die Folgen des Pestizideinsatzes zu verweigern.

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