Nach dem Abriss weiterer Teile der Berliner East Side Gallery haben Hunderte gegen den Umgang mit dem Denkmal protestiert. Vor dem Roten Rathaus in Berlin demonstrierten sie am Donnerstag für den Erhalt des längsten noch verbliebenen, bemalten Mauerabschnitts.
Nach Angaben der Veranstalter beteiligten sich etwa 600 Menschen an der Demonstration. Trotz wochenlanger Proteste und zahlloser Gespräche hatte ein Investor, der im früheren Todesstreifen an der Spree ein Wohnhochhaus bauen will, am Mittwoch überraschend vier Betonsegmente aus der Mauer heraustrennen lassen.
Die neue, sechs Meter breite Lücke soll nach seinen Worten als Baustellenzufahrt genutzt werden. Der Investor versprach, die herausgetrennten Mauerteile nach Abschluss der Arbeiten wieder einsetzen zu lassen – gemäss Medienberichten im Jahr 2015.
Schon vor einigen Wochen hatte er eine erste Lücke in die Mauer geschlagen. Daraufhin hatte es eine Protestwelle und Gespräche zwischen Berliner Senat, Bezirksamt, dem Investor Maik Uwe Hinkel und anderen Beteiligten an einem runden Tisch gegeben, um einen Kompromiss zu finden.
«Dieser Kompromiss ist keiner»
Nach einem neuen Krisengespräch im Roten Rathaus erklärte sich Hinkel bereit, den Kompromissvorschlag von Bürgermeister Klaus Wowereit zu prüfen. Möglicherweise komme ein Umbau des geplanten Hochhauses infrage.
Wowereit hatte angeregt, Hinkels Grundstück über ein Nachbargrundstück zu erschliessen. «Dieser Kompromiss ist keiner», erklärte der Sprecher des Bündnisses «East Side Gallery retten», Sascha Disselkamp: «Was jetzt als angebliche Lösung verkauft wird, ist exakt das, wogegen wir protestieren.»
Die Einzigartigkeit der Mauer-Galerie, die Touristen aus aller Welt anziehe, würde durch das Bauprojekt verloren gehen. In einer Online-Petition seien bereits über 82’000 Unterschriften für den Erhalt des Mauerstücks gesammelt worden.
Hasselhoff weiterhin engagiert
US-Sänger und «Baywatch»-Star David Hasselhoff schlug ein Konzert zum Erhalt der East Side Gallery vor. «Der Kampf ist noch nicht vorbei», twitterte der 60-Jährige: «Wir müssen uns vereinen, um den Verlust von Menschlichkeit und Freiheitswillen zu stoppen.»
Hasselhoff war schon vor rund zwei Wochen nach Berlin gekommen und hatte an der Mauer-Galerie vor tausenden Demonstranten gesungen.