Wenig Wahlbegeisterung in Thailand, keine Kompromissbereitschaft bei den Regierungsgegnern: Nach der Wahl ist alles beim Alten. Die Demonstranten kündigen einen «Zermürbungskrieg» an.
Bei der von Blockaden und Störaktionen überschatteten Parlamentswahl in Thailand sind nach Angaben der Wahlkommission so wenig Wähler wie nie zuvor zur Stimmabgabe gegangen. Selbst in den Hochburgen der Regierung hätten nur gut die Hälfte der Wähler ihre Stimmen abgegeben, teilte die Kommission am Montag mit.
Das Wahlergebnis lag am Montag nicht vor, weil Demonstranten die Stimmabgabe in neun Provinzen und zahlreichen Wahllokalen verhindert hatten. Dort müssen zuerst Nachwahlen organisiert werden.
Die Regierungsgegner kündigten weitere Proteste an. «Das ist jetzt ein Zermürbungskrieg», sagte der Sprecher des «Demokratischen Reformkomitees des Volkes» (PDRC), Akanat Promphan. «Wer länger aushält, gewinnt.» Er forderte eine Annullierung der Wahl, da sie nicht innerhalb eines Tages stattgefunden habe.
In der Hauptstadt Bangkok versammelten sich erneut hunderte Menschen zu einer Kundgebung gegen Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra.
Wahl anfechten
Die Demonstranten werfen der Regierung Korruption und Verschleuderung von Staatsgeldern vor. Sie verlangen einen Übergangsrat, der vor Neuwahlen Reformen durchsetzen soll.
Die ihnen nahe stehende Oppositionspartei Die Demokraten, die die Wahl boykottiert hatte, bekräftigte die Absicht, die Wahl vor Gerichten anzufechten.
Regierungschefin Yingluck Shinawatra äusserte dennoch Hoffnung, dass die ideologischen Gräben im Land überwunden werden können. «Eine friedliche Lösung ist es, den Leuten mit einer Wahl Gehör zu verschaffen», sagte sie nach Angaben des staatlichen Senders MCOT.
Vielerorts keine Wahl möglich
In Norden und Nordosten des Landes, den Hochburgen der Anhänger der Regierung, lag die Wahlbeteiligung nach Angaben der Kommission bei 54 bis 56 Prozent, in Bangkok dagegen nur bei 26 Prozent.
Dort haben die seit Wochen demonstrierenden Regierungsgegner viele Anhänger, die die Wahl in 500 der gut 6600 Wahllokale verhinderten. In neun südlichen Provinzen konnte gar nicht gewählt werden, weil Demonstranten die Auslieferung der Wahlzettel blockierten.