Kunstsammler, Vermittler, neugieriger Dokumentar und vor allem Herz der frühen Basler Werkraumbewegung: Jakob Tschopp ist am 30. November im Alter von 76 Jahren gestorben. Ein Nachruf.
Jakob Tschopp 1992 im Werkraum Schlotterbeck. Bild: Daniel Spehr
Mit dem Tod von Jakob Tschopp hat das Herz zu schlagen aufgehört, das den Lebensstrom der frühen Basler Werkraumbewegung in Fluss brachte. «Kreativgesellschaft» würden wir dasjenige heute nennen, was Jakob als stiller Lenker von 1989 bis in die letzten Lebensjahre in seiner feinfühligen, aufmerksamen und wohlwollenden Art mitgestaltet hat. Ruhig in allen Stürmen, vermittelnd über grösste Gegensätze hinweg, ein aufmerksamer Zuhörer in jeder Lebenslage.
Jakob warb erfolgreich für Verständnis über die neue, wilde Kreativbewegung zwischen Bankdirektor und Künstlerin, Polizeikommandant und Tagwerker, Rechtsbürger und Linksliberalem, Träumer und Seher. Er ermöglichte eine Szene, die mit der Zwischennutzung der einstigen Schlotterbeck-Garage berühmt wurde.
Er verkörperte mitten unter uns den humanistischen Lebensstandpunkt, dem bekanntlich nichts Menschliches fremd ist. Man musste ihn einfach lieb haben, mit allen seinen Eigenschaften. Jakob ist in Basel in eine Apothekerfamilie geboren worden. Nach den Schulen galt sein Forschungsinteresse der Biologie und Psychologie. Er studierte diese Fächer zunächst in Freiburg im Breisgau. Zurückgekehrt nach Basel faszinierte ihn der Biologieunterricht und die Persönlichkeit von Adolf Portmann, dessen Lebenswerk er sorgfältig dokumentierte.
Die Sammlung von Jakob Tschopp im Staatsarchiv ist nicht bloss ein Faktenarchiv über die Basler Werkraumbewegung – es ist vor allem das Dokument eines neugierigen Lebens.
Ein tief wirkendes Erlebnis war sein Besuch einer Eranos-Tagung anno 1963. Er war von diesen weit ausladenden und geistreichen Gesprächen zwischen Human- und Naturwissenschaften tief fasziniert und ist Eranos als Mitglied bis zur Selbstauflösung treu geblieben.
Nachdem er das Studium abgebrochen hatte, wirkte er schliesslich bis zur Pensionierung an der Universitätsbibliothek, wo viele ihn als hilfreichen Leiter der Ausleihe in freundlicher Erinnerung behalten haben. Er wurde frühzeitig pensioniert wegen einer Krankheit, die ihn im blühenden Alter erschlichen hatte, und der er nach einem langen, zunehmend einschneidenden Prozess des Kräfteabbaus nun erlegen ist.
Seine Frau Theresa hat grossen Anteil an Jakobs Lebenswerk und hat ihr Leben mit ihm brüderlich geteilt, hat alle Lebenslagen nach Kräften mitgetragen. Zusammen mit seiner Frau Theresa war Jakob auch ein leidenschaftlicher Kunstsammler. Zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler, vornehmlich auch aus der Schweiz, faszinierten ihn. Das Kunsthaus Aarau hat die Sammlung dankbar übernommen.
Aber auch die Werkraumbewegung hat er wie ein Sammler und Archivar dokumentiert. Zehn Laufmeter umfasst im Staatsarchiv sein gut geordneter Nachlass. Es ist nicht bloss einfach ein Faktenarchiv über Entstehung und Blüten der Basler Werkraumbewegung – es ist vor allem auch das Dokument eines neugierigen Lebens, das im Raum des Zwischenmenschlichen eine Soziale Plastik in allen ihren Metamorphoseschritten schriftlich festhielt. So bleibt von Jakob Tschopp etwas Unersetzliches, das dieses Leben unserer Stadt gegeben hat, vor aller Augen erhalten.
Wir können ihn nie vergessen und bleiben ihm dankbar.