Brennende Häuser, demolierte Autos und Geschäfte – der Verzicht auf die Anklage gegen einen Todesschützen der Polizei hat in der US-Kleinstadt Ferguson schwere Unruhen ausgelöst. Demonstranten steckten nach dem Geschworenen-Entscheid 12 Gebäude an. Es fielen Schüsse.
Demonstranten warfen mit Flaschen und Ziegelsteinen auf Polizeifahrzeuge und schaukelten Streifenwagen, bis sie umkippten. Auch mehrere Autos brannten. Schwere Rauchwolken standen über der Stadt, Flammen schossen in den nächtlichen Himmel. Demonstranten zerschlugen zudem Schaufensterscheiben.
Der Polizeichef des Bezirks St. Louis, John Belmar, sagte vor Journalisten, es seien zahlreiche Schüsse auf Beamte abgegeben worden, die Polizei habe aber nicht geschossen. Es sei zudem niemand getötet oder ernstlich verletzt worden. Die Gewalt habe aber ein schlimmeres Ausmass angenommen als erwartet, sagte Belmar. Die Polizei habe 29 Menschen festgenommen.
Nach rund dreimonatigen Beratungen hatte die Grand Jury am Montag entschieden, dass es für eine Anklage gegen den weissen Polizisten Darren Wilson nicht ausreichende Beweise gebe. Der 28-Jährige hatte den unbewaffneten Jugendlichen Michael Brown am 9. August in Ferguson auf offener Strasse erschossen, nach seiner Aussage handelte er in Notwehr während eines Handgemenges.
Nach den tödlichen Schüssen auf Brown hatte es in Ferguson eine Welle gewalttätiger Proteste gegeben. In den USA entzündete sich eine landesweite Debatte über Rassismus und Polizeigewalt.
Keine ausreichende Grundlage für Anklage
Für eine Anklageerhebung hätten neun der zwölf Geschworenen dies fordern müssen. Staatsanwalt Robert McCulloch, der die Entscheidung der mehrheitlich weissen Grand Jury verkündete, sagte, die Aufgabe der Geschworenen sei es, «Fakten von Fiktion» zu trennen. Nur sie hätten «jeden Zeugen» befragt und «jedes Beweisstück» in Augenschein genommen, jedoch keine ausreichende Grundlage gesehen, Wilson strafrechtlich zu belangen.
Browns Eltern, die in Erwartung der Juryentscheidung am Wochenende zur Ruhe aufgerufen hatten, zeigten sich in einer Stellungnahme «zutiefst enttäuscht, dass dem Mörder unseres Kindes keine Konsequenzen für sein Handeln drohen». Zugleich riefen die Angehörigen erneut zu friedlichen Protesten auf: «Gewalt mit Gewalt zu beantworten ist nicht die angemessene Reaktion», erklärten sie.
Obama ruft zu Mässigung auf
US-Präsident Barack Obama schloss sich diesem Wunsch an. Zugleich appellierte er an die Polizei, «Vorsicht und Zurückhaltung walten zu lassen».
Obama forderte, die Entscheidung zu akzeptieren. «Wir sind eine Nation, die auf Rechtsstaatlichkeit aufbaut», sagte er. Allerdings herrsche «in zu vielen Teilen dieses Landes ein tiefes Misstrauen zwischen der Polizei und farbigen Menschen».
Die mehrheitlich afroamerikanische Bevölkerung von Ferguson fühlt sich von der überwiegend weissen Polizei immer wieder diskriminiert. Das US-Justizministerium lässt derzeit mögliche Bürgerrechtsverletzungen durch die dortige Polizei überprüfen. Auch gegen Wilson ermitteln die Bundesbehörden wegen Bügerrechtsvergehen, laut US-Medien dürften aber auch hier die Beweise wohl nicht für eine Anklage reichen.