Noriaki Kasai gehört zu den erstaunlichsten Skispringern der Geschichte. Am Sonntag bestreitet der Japaner in Titisee-Neustadt sein 500. Weltcupspringen – im Alter von 43 Jahren.
Am Sonntag soll die erstaunliche Karriere jedoch keineswegs zu Ende gehen. «Meine Lieblingszahl ist Sechs. Ich möchte 600 Starts erreichen», kündigte Kasai in einem Interview auf der FIS-Website an.
Noriaki Kasai zählt auch als ältester Athlet noch zu den Siegesanwärtern. Das hat der Skiflug-Weltmeister von 1992 zuletzt mit dem 3. Rang in Wisla bewiesen. Die 500 Springen seien nur eine Zwischenstation, sagte Kasai. Stolz ist er freilich trotzdem. «Für mich persönlich ist das sensationell», betonte er. «Es wird ein sehr emotionaler Moment. Ich denke an all die wunderbaren Momente zurück, aber auch an bittere Niederlagen und Verletzungen.»
Den Tiefpunkt an Olympischen Spielen erlebte Kasai 1994 in Lillehammer. Vor dem allerletzten Sprung von Masahiko Harada im Teamwettkampf feierten die Japaner schon. Derart gross und sicher war ihr Vorsprung. Aber dann landete der Unglücksrabe Harada kurz nach dem Schanzentisch, und die Japaner musste die Deutschen an sich vorbeiziehen lassen. Vier Jahre später im heimischen Nagano revanchierten sich die Japaner und gewannen Gold vor den Deutschen. Aber Kasai gehörte jenem Team nicht an.
Als 16-Jähriger hatte Kasai im Weltcup debütiert, mehr als 27 Jahre später verblüfft er immer noch mit Spitzenleistungen. Und bestätigte vor dem vorletzten Wochenende der Saison sein Ziel, die Karriere bis zum Alter von 50 Jahren fortzusetzen. «Momentan fühle ich mich fit genug, diesen Plan umzusetzen. Wenn ich den Rekord für die meisten Starts halte, könnte es auch ein Rekord sein, den niemand jemals übertreffen kann.»
Sein Erfolgsrezept sei es, die Sprünge zu geniessen, sagt Kasai. «Nach den Olympischen Spielen in Sotschi (Silber Grossschanze, Team-Bronze) habe ich gesehen, dass es so einfach sein kann. Ich denke nicht mehr daran, wie der nächste Sprung sein soll, ich springe einfach.»
Bei den Konkurrenten geniesst Kasai, der 17-malige Sieger von Weltcupspringen, der vor wenigen Wochen erstmals Vater geworden ist, höchstes Ansehen. Einer seiner Bewunderer ist Simon Ammann. Als der Toggenburger zur Welt kam, stand Kasai als neunjähriger Knirps schon längst auf den breiten Latten.