Serienmeister Basel startet trotz vieler Spielerwechsel als haushoher Favorit in die Super-League-Saison. YB und Sion setzen auf Kontinuität, der Rest wird sich vorerst nach hinten orientieren.
Der zweite Stern auf dem Trikot als Symbol für den 20. Meistertitel ist das Ziel der Basler. «Wenn wir etwas anderes sagen würden, wäre das unglaubwürdig», sagte Sportdirektor Georg Heitz. Der FCB ist sportlich und finanziell der Liga entrückt, seit 2010 stand in der Super League immer der FCB auf Platz 1, vergangene Saison wiesen die Bebbi 14 Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger YB aus.
Der Motivation der Führungsriege am Rheinknie tut die Dominanz keinen Abbruch. «Eine Mannschaft immer wieder neu zusammenstellen und mit dieser die Erfolge zu bestätigen», macht für Heitz den Reiz aus. Zusammen mit Präsident Bernhard Heusler ist er die Schlüsselfigur des Aufstiegs des FCB zu einem Unternehmen, das pro Jahr rund 100 Millionen Franken umsetzt.
Um seinen Status auch in der kommenden Saison zu festigen, hat der FCB so viel wie noch nie in neue Spieler investiert. Neun Spieler haben die Basler bislang verpflichtet, unter ihnen bekannte Gesichter wie die Ivorer Geoffroy Serey Die oder Seydou Doumbia, ausländische Cracks wie der kolumbianische Innenverteidiger Eder Balanta oder junge Spieler wie Mohamed Elyounoussi, Kevin Bua oder Dereck Kutesa.
Die Basler können sich die Investitionen problemlos leisten. Allein der Verkauf von Breel Embolo spülte geschätzte 25 Millionen Franken in die Kasse. Und dank der direkten Qualifikation für die Gruppenphase der Champions League sind weitere Einnahmen im zweistelligen Millionenbereich garantiert.
Ein Selbstläufer wird der achte Titel in Folge aber nicht. «Wir haben in der Vorrunde 18 Cup-Spiele vor uns», sagte Trainer Urs Fischer. «Jeder will den FCB schlagen, ihm ein Bein stellen.» Der Zürcher in Basler Diensten hatte in der Vorbereitung verschiedene Systeme getestet – mit mässigem Erfolg. Keines der sechs Testspiele konnte der FCB gewinnen.
Young Boys und Sion erste Herausforderer
Am ehesten wird den Young Boys und Sion zugetraut, dereinst die Phalanx des FCB zu durchbrechen. Sowohl in Bern als auch im Wallis blieb es an der Transfer-Front relativ ruhig, keine der beiden Mannschaften hat bislang einen gewichtigen Abgang zu verkraften.
Die Young Boys, in den letzten beiden Saisons hinter dem FCB Zweiter, wollen dort ansetzen, wo sie in der Rückrunde, in der sie mit 41 Punkten das beste Team der Liga waren, aufgehört haben. Für Trainer Adi Hütter ist klar: «Basel ist der Favorit. Es muss optimal laufen, damit wir ganz vorne mitspielen können.» Zu sehr will sich der Österreicher aber nicht am FCB orientieren. «Wir müssen unseren eigenen Weg gehen. Wir sind YB!»
Auch im Wallis setzt der umtriebige und ungeduldige Präsident Christian Constantin trotz des verpassten Saisonziels für einmal auf Kontinuität. Didier Tholot steht noch immer an der Seitenlinie, der Stamm des Teams blieb zusammen. Verteidiger Arthur Boka ist der bekannteste Neuzugang, Hoffnungen schürt der Belgier Ilombe Mboyo, der nach einer langen Verletzung zurück ist und in der Vorbereitung überzeugt hat.
Traditionsklubs im Mittelfeld
Der Rest der Liga wird angeführt von Luzern und den Grasshoppers, den beiden Teilnehmern an der Europa-League-Qualifikation. Trotz sportlichem Erfolg herrschte beim FCL in der Sommerpause keine Ruhe. Präsident Ruedi Stäger wurde durch Philipp Studhalter ersetzt, das Handeln der Investoren, die auch in diesem Jahr ein Defizit von zwei Millionen begleichen mussten, bleibt unberechenbar.
Mit dem 35-jährigen Portugiesen Ricardo Costa verpflichteten die Zentralschweizer einen neuen Abwehrchef. Den Abgang von Michael Frey (zu YB) versucht man mit der Verpflichtung des FCB-Talents Cedric Itten zu kompensieren.
Einen grösseren Substanzverlust erlitten die Grasshoppers, der Tabellenvierte der letzten Saison. Mit Munas Dabbur und Shani Tarashaj verliessen zwei Offensivspieler den Rekordmeister, die in der letzten Saison 30 der 65 Tore geschossen haben.
Das junge Team von Pierluigi Tami befindet sich noch im Findungsprozess. «Die Wiederholung der Klassierung der letzten Saison wäre ein Super-Ergebnis. Dann hätten wir unsere Herausforderung in jeder Beziehung bestanden.» Der ehemalige U21-Nationaltrainer ist sich der Tücken der Zehnerliga bewusst. «Keiner darf vergessen, was dem FCZ passiert ist. Viele sind in Gefahr, viele kann es treffen.»
Richtung obere Tabellenhälfte schielt der FC St. Gallen. Trainer Joe Zinnbauer hat nach der neuerlich schwachen Rückrunde der Ostschweizer die Mannschaft umgebaut. Der frühere GC-Spieler Toko wurde gleich zum neuen Captain ernannt, im Sturm wird noch nach einer Verstärkung gesucht, nachdem sich die Hoffnungen auf eine definitive Übernahme von Edgar Salli zerschlagen haben.
Abstiegskampf: die üblichen Verdächtigen
Die restlichen vier Teams backen kleinere Brötchen. Der FC Thun mit Sportchef Andres Gerber und Trainer Jeff Saibene, der sich seit dem Wiederaufstieg 2010 immer in den Top 6 klassiert hat, bleibt seiner unaufgeregten Politik der kleinen Schritte treu. Das Kader der Berner Oberländer ist noch einmal günstiger geworden. Die Transfers von Ridge Munsy und Roman Buess spülten etwas Geld in die Kasse, verstärkt haben sich die Thuner in erster Linie mit Perspektivspielern aus der Challenge League.
Gespannt sein darf man auf Aufsteiger Lausanne-Sport. Präsident Alain Joseph und Trainer Fabio Celestini wollen den Klub in der Super League etablieren und weiter lokale Identität schaffen. Die Mannschaft wurde nach dem Aufstieg zwar umgebaut, rund die Hälfte des Kaders ist aber im Team Vaud ausgebildet worden. In der Vorbereitung schlug Lausanne-Sport Basel, Marseille und Saint-Etienne, und auch die langfristigen Aussichten am Lac Léman sind erfreulich: 2019 soll das neue Stadion eröffnet werden.
Neben Lausanne-Sport zählen Vaduz und Lugano, die in der vergangenen Saison überraschend den FC Zürich hinter sich lassen gelassen haben, zu den meistgenannten Abstiegskandidaten. Die Tessiner setzten als Nachfolger von Zdenek Zeman auf den unerfahrenen Andrea Manzo als Trainer. Der Italiener, der in seiner aktiven Karriere unter anderem bei der AC Milan und in Florenz gespielt hat, trainierte zuletzt die U21. Vaduz hat den Abgang von Armando Sadiku zu verkraften.