Der FC Sion will heute auch seinen 13. Cupfinal gewinnen. Die Hürde ist jedoch hoch. Der FC Basel strebt im heimischen St.-Jakob-Park das erste Double seit 2012 an.
In dieser Woche ist beim FC Basel die Kadenz noch einmal erhöht worden. Mittelfeldspieler Fabian Frei befindet sich laut eigener Aussage seit Montag und dem Abschluss der Meisterfeierlichkeiten «voll im Cupfinal-Modus». Die Rot-Blauen haben Spannung aufgebaut, um eine aussergewöhnliche Saison mit einem weiteren Titel zu krönen. Frei gibt zu, dass es ein «Zückerchen» sei, dass seine Mannschaft nun die Chance habe, mit dem Zerschlagen des Walliser Cup-Mythos Historisches erreichen zu können. Frei: «Klar hat Sion Selbstvertrauen, weil es weiss, dass es bislang in jedem Cupfinal auf den Punkt bereit gewesen ist. Aber der Mythos kann auch Druck bringen.»
Am meisten Respekt hat Frei vor dem offensiven Potenzial der Walliser. Moussa Konaté habe seine Goalgetter-Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Und die Stärken des Edeltechnikers Carlitos seien ihm bestens bekannt, weil er ja mit dem Portugiesen einst zusammengespielt habe. «Wenn Carlitos einen Lauf bekommt, ist er nur schwierig zu bremsen», sagt Frei. Allerdings soll Carlitos leicht angeschlagen sein.
Obwohl der FC Basel gegen Sion seit mehr als vier Jahren nicht mehr verloren hat, werden die Walliser am Rheinknie keinesfalls unterschätzt. FCB-Trainer Paulo Sousa hat zur Kenntnis genommen, dass Sion in der Winterpause sowohl auf als auch neben dem Rasen gut gearbeitet hat. Die Fortschritte in der Rückrunde sind ihm nicht entgangen. Bei Fabian Frei hat sich Sions 6:2-Sieg gegen YB aus der vorletzten Super-League-Runde eingeprägt. «Spätestens seit da sind wir gewarnt», meint der Thurgauer, der nach dieser Saison wie Fabian Schär (zu Hoffenheim) in die Bundesliga wechseln könnte.
Wer für Basel am Sonntag Tore verhindern soll, bleibt bis kurz vor Anpfiff ein Geheimnis. Sousa will erst am Sonntag veröffentlichen, ob die eigentliche Nummer 2 Germano Vailati wie in dieser Cup-Saison üblich zwischen die Pfosten darf oder ob Stammkeeper Tomas Vaclik eingesetzt wird. Vailati hatte 2006 mit Sion den Cup gewonnen.
Bringt der 13. Cupfinal dem FC Sion Unglück? Es ist der grösste Mythos im Schweizer Fussball. Zwölfmal hat der FC Sion bisher an einem Cupfinal teilgenommen, zwölfmal haben die Walliser den Sieg davongetragen. Nun geht die Jagd weiter. Die Sittener wollen die schier unglaubliche Serie fortsetzen. Am Sonntagabend sollen gleich viele Cup-Triumphe ihr Palmarès zieren wie Sterne das Walliser Kantonswappen, nämlich 13.
Seine Geburtsstunde hatte der Mythos vor 50 Jahren. 1965 feierte Sion im Cup seine Titel-Premiere, mit einem 2:1 gegen Servette. Seither wurde der Mythos harten Prüfungen unterzogen und einige Male ins Wanken gebracht, doch immer wieder konnten ihn die Rot-Weissen am Leben erhalten. Die Sittener bewiesen dabei Nehmer-Qualitäten. So lagen sie zweimal gegen YB (1991 und 2009) sowie 1996 gegen Servette mit 0:2 in Rückstand, ehe ihnen jeweils eine spektakuläre Wende gelang. 1982 kam es zum bis dato einzigen Aufeinandertreffen mit dem FC Basel. Sion gewann mit 1:0 – dank eines umstrittenen Treffers von Alain Balet in der 21. Minute.
Im Umkreis des Tourbillon wird seit Wochen dem nächsten Walliser Cup-Highlight entgegen gefiebert. Die Tickets für den St.-Jakob-Park und die Extrazüge waren heiss begehrt. Und der Präsident Christian Constantin hat keine Gelegenheit ausgelassen, um die Stimmung im Hinblick auf den 7. Juni anzuheizen. Auf die Frage, was er an Cupfinals so liebe, meinte er: «Diese absolute Entscheidung ohne Möglichkeit zur Wiedergutmachung. Dieser Geruch eines Boxkampfs, sportliches Leben oder Tod, erhöht meine Motivation.»
Seit dem Final-Einzug von Anfang April gegen den FCZ schwört Constantin sein Personal auf den Sonntag ein. In einem Trainings-Camp am Hallwilersee liess er an den letzten Details feilen. Wie ein Schutzheiliger führte er den Tross an. Die Bedeutung der Partie ist unterdessen auch allen Ergänzungsspielern eingeimpft.