Der grösste Flop der Schuhgeschichte

An der Museumsnacht kann man seine eigenen Flip-Flops bauen. Gut für Männer, die glauben, sie können nur geschlossene Schuhe oder Flip-Flops tragen. Was aber erstens nicht stimmt, und zweitens sind Flip-Flops auch keine Lösung.

An der Museumsnacht kann man seine eigenen Flip-Flops bauen. Gut für Männer, die glauben, sie können nur geschlossene Schuhe oder Flip-Flops tragen. Was aber erstens nicht stimmt, und zweitens sind Flip-Flops auch keine Lösung.

Im Grunde muss man gar nicht diskutieren.

Im Grunde muss man gar nicht diskutieren.

Es gibt guten und schlechten Kult. Deswegen hat der Winter auch sein Gutes. Er erspart uns den Anblick von Flip-Flops. Für den Sommer hat die Herrenmode zurzeit keine Antworten, besonders in Schuhfragen. Dabei geht es gar nicht um nackte Männerfüsse. Nackte Männerfüsse sind ein Scheinproblem und Flip-Flops eine Scheinlösung.

Zunächst werden 80 Prozent der Männer, wenn es im Sommer warm wird, Sneakers oder Lederschuhe tragen. Die Harten ziehen dazu lange Jeans an, weil Halbschuh mit kurzer Hose ganz schwierig ist. Den Fuss macht das natürlich nicht schöner, weil er die ganze Zeit einem Reizklima ausgesetzt ist, was das Scheinproblem vom nackten Männerfuss wiederum verschärft.

Wenn die Männer sich dann in der Freizeit entspannen dürfen oder wenn es richtig warm wird, ergreifen sie die Flucht nach vorn und ziehen ihre Flip-Flops an. Wobei von Anziehen keine Rede sein kann. Flip-Flops zieht man nicht an, man steht auf sie drauf. Dazu kommt das schlappende Geräusch beim Gehen. Beides zusammen unterstützt die Laid-Back-Haltung des Mannes, der seine Entspanntheit ausstellen will. Sie setzt sich in schlecht sitzenden, eigentlich kurzen, aber überknielangen Hosen fort. Darüber wird ein T-Shirt getragen, das in diesem Umfeld nicht funktioniert, und irgendwie Sonnenbrille.

Lockere Kleidung: ein Imperativ

Der Fisch stinkt vom Fuss her. Aber wer hat der Herrenmode das Problem eingebrockt? Wahrscheinlich liegt dahinter ein gesellschaftlicher Umbruch. Seit man in den 1960er-Jahren als Zeichen für den Bruch mit Konventionen den Schlips abgelegt hat, ist lockere Kleidung zum Imperativ geworden. Jetzt tragen ältere Herren stonewashed Jeans, obwohl sie mit diesem Stil eigentlich nichts am Hut haben, und lassen sie deshalb von ihren Ehefrauen bügeln. Der Zusammenhang zwischen lockerer Kleidung und aufgeschlossenem Charakter: reine Einbildung.

Der Fisch stinkt vom Fuss her.

Aber weil man diesen ganzen Modediskurs gegen sich hat, ist es heutzutage so schwer, einen guten Anzug zu tragen, ohne als Büromensch oder Schnösel daherzukommen. Und genauso schwierig ist es, eine gute Sandale zu finden, ohne in die Vollkorn- oder in die Jesusschublade zu geraten. Dabei sind gute Sandalen die Antwort, weil sie die Ferse umfassen und einen Absatz haben, das wussten schon die alten Griechen. Dazu eine hochgeschnittene Hose, kurz oder lang ganz egal, und der ganze Kerl hat wieder Linie.

 

Man muss ja nicht gleich aufs Ganze gehen, aber schon 2014 zeigte sich: Nicht nur die Sandale kommt wieder, sondern auch die Sandalensocke.

Man muss ja nicht gleich aufs Ganze gehen, aber schon 2014 zeigte sich: Nicht nur die Sandale kommt wieder, sondern auch die Sandalensocke.

Flip-Flops gehören zum ältesten Schuhwerk der Welt. Schon die Ägypter und Japaner trugen sie, weswegen es hinreissende Bezeichnungen dafür gibt wie Zehentreter und Zehenstegsandale. Die brasilianische Marke «Havaianas» behauptet, der grösste Hersteller der Welt zu sein und in den letzten 50 Jahren über zwei Milliarden Paare produziert zu haben (Dank an Wikipedia). Und etwas Lokales: Da viele Leser dem Autor widersprechen werden, ist für sie ein Klassiker der Museumsnacht interessant, die am 16. Januar ins Haus steht: Im Spielzeug Welten Museum, das 3000 Jahre Schuhgeschichte zeigt, kann man seine eigenen Flip-Flops bauen.
Museumsnacht: 16. Januar, bis 2 Uhr morgens, verschiedene Orte, zur Homepage.

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