In der thailändischen Hauptstadt Bangkok haben die Menschen am Freitag vor den herannahenden Wassermassen gezittert. Im Zentrum der Stadt blieben grössere Überschwemmungen zunächst aus. Für das Wochenende wurde mit dem Scheitelpunkt des Hochwassers gerechnet.
Die Zwölf-Millionen-Einwohner-Stadt wurde von zwei Seiten von Wassermassen bedroht. Zum einen zogen von Norden her Milliarden Kubikmeter Wasser in Richtung der Hauptstadt, zum anderen strömte Wasser aus den überschwemmten Gegenden südlich der Stadt nach Norden. Zehntausende Menschen sind aus Bangkok geflohen, nachdem die Regierung fünf arbeitsfreie Tage angeordnet hatte.
Am Freitag war der Pegel des grössten Flusses Bangkoks, Chao Phraya, niedriger als erwartet. „Die Deiche können das Wasser noch aufhalten“, sagte ein Vertreter der zuständigen Behörde. Das Stadtzentrum blieb bislang weitgehend trocken.
Betroffen sein könnte auch die Schweizer Botschaft. In diesem Stadtteil rechnen die Behörden im schlimmsten Fall mit einem Pegel von einem halben Meter. Nach Angaben der Botschafterin Christine Schraner Burgener ist die Botschaft darauf vorbereitet.
Radikaler Plan verworfen
Ein radikaler Plan zur Beschleunigung des Wasserablaufs wurde von den thailändischen Behörden verworfen: Es sei nicht nötig, Strassen aufzureissen und fünf bis sechs Meter breite Furchen hindurchzuziehen, sagte der Transportminister.
Zahlreiche Länder, darunter die USA, die Schweiz und Deutschland, rieten ihren Bürgern von nicht unbedingt notwendigen Reisen nach Thailand ab. Der grösste Flughafen der Hauptstadt, Suvarnabhumi, war jedoch weiter geöffnet. Auch die wichtigsten Touristenziele wie Phuket und Chiang Mai waren von der Katastrophe nicht betroffen. Auch die U-Bahn in Bangkok fuhr normal.
Wirtschaft betroffen
Der wirtschaftliche Schaden geht bereits in die Milliarden. Nach Angaben der Bank von Thailand betrug er bis zum 19. Oktober bereits 140 Milliarden Baht (knapp 4 Milliarden Franken). Tausende Fabriken sind überflutet und stehen still. Wann dort wieder gearbeitet werden kann, ist nicht abzusehen. Die Bank revidierte ihre Wachstumsprognose für 2011 von 4,6 auf 2,6 Prozent.