Elvis, zum 80. Geburtstag: der King may have left the building, und zwar im Jahr 1977 – aber er ist dennoch immer wieder aufgetaucht. In Filmen. 7 posthum erschienene Hommagen, in denen Elvis präsent ist: von «Honeymoon in Vegas» bis «True Romance».
Vor 80 Jahren wurde der King geboren: Elvis Presley. Die Legende, dass sein Tod 1977 vorgetäuscht war und er inkognito weiterlebte, hielt sich bis in die 90er-Jahre hartnäckig – und wurde selbst zu einem Gegenstand der Popkultur. Von kaum einer anderen Showgrösse gibt es derart viele Impersonatoren, Nachahmer, Ehrerbieter. Die Welt, vor allem die Musik, wäre eine andere ohne ihn, aber auch im Film hat er nach seinem Tod Spuren hinterlassen.
1. «Mystery Train»
Den Song, der Jim Jarmuschs erstem Farbfilm den Namen gab, hat Elvis in den legendären Sun Records Studios seiner Heimatstadt Memphis, Tennessee, aufgenommen. Passenderweise fährt ein japanisches Pärchen, Elvis-Fans, mit dem Zug dort ein, besucht Graceland und steigt in einer verlotterten Unterkunft ab, dem Arcade-Hotel. Dort landen auch eine Italienerin, die die Leiche ihres Mannes zurück nach Rom schaffen will, und ein Gangstertrio (mit dem verstorbenen Clash-Sänger Joe Strummer als Anführer), das nach einem Überfall auf einen Shop ein paar Stunden untertauchen muss. Jarmusch inszeniert, ohne grosse erzählerische Fäden zu spinnen, das Hotel als Strandort von Mythen, Dramen und gescheiterten Plänen – umgeben von der Aura das King, dessen Porträt in jedem Zimmer hängt, dessen dunkle Stimme dann und wann aus dem Off klingt und einmal als guter Geist erscheint.
2. «3000 Miles To Graceland»
Um einen Überfall geht es auch in diesem Knarrenfilm: Eine Gangsterbande versucht, eine Bank in Las Vegas auszurauben. Von da an kann man die Story in wenigen Zügen runterrauchen, daher gleich zum eigentlichen Clou des Films: Weil in Las Vegas gleichzeitig eine Elvis-Convention stattfindet, wo sich die Imitatoren auf den Füssen stehen, schlüpfen auch die Gangster in Presleys Rolle – nach hinten gewachste Haare, Sonnenbrille, weisser Glitzeranzug. So schiessen sich im respektablen Altstar-Aufgebot um Kurt Russell, Kevin Costner und Christian Slater die verschiedensten Wiedergänger des King gegenseitig über den Haufen. Und wer davonkommt, rast stilgetreu mit einem roten 57er-Cadillac durch die Strassen.
3. «Honeymoon In Vegas»
Noch einmal Vegas, noch einmal Elvis-Wiedergänger: Mann will Frau, Frau brennt mit reicherem Mann durch, um in der Casino-Stadt zu heiraten. Der übergangene Anti-Held (Nicholas Cage) schlägt sich ebenfalls nach Vegas durch, schliesst sich einer Gruppe Elvis-Doubles an, die als Skydive-Formation aus einem Flugzeug über der Stadt abspringt. Kein Juwel, aber stilecht die Schlussszene, als Cage die Frau zurückgewinnt, in einer Kapelle in Las Vegas heiratet, während die Elvis-Doubles Spalier stehen. Like a boss, like a king.
4. «Almost Elvis»
Welche Verehrung die Elvis-Doubles im echten Leben antreibt, zeigt dieser wunderbare Dokumentarfilm aus dem Jahr 2001. Nachahmer des King gab es bereits zu seinen Lebzeiten, vor allem in den USA, mittlerweile auf der ganzen Welt. Ihre Zahl geht in die Zehntausende und ist selbst zu einem Wirtschaftszweig geworden, in dem Elvis-Wannabes ihre Verehrung vor einem noch immer interessierten Publikum zeigen. John Pagets «Almost Elvis» zeigt Figuren wie Doug Church, der über die Jahrzehnte selbst zu einer kleinen Legende geworden ist, Nachahmer aus Asien der afroamerikanischen Gemeinschaft – und auch tragische Figuren, die Geld und Lebenszeit für die Figur verwendet haben und nun an Elvis-Shows in Altersheimen ihr Geld verdienen.
5. «True Romance»
Elvis‘ Gesicht sieht man in diesem Roadmovie, zu dem Quentin Tarantino das Drehbuch geschrieben hat, nie. Aber er taucht dennoch regelmässig auf – als Ratgeber des Helden Clarence (Christian Slater), eines kleinen Comicbuchverkäufers, dem unverhofft ein Koffer Kokain in den Schoss fällt und der diesen Segen gegen die Polizei und die Mafia verteidigen will. Weiss er nicht mehr weiter, wäscht er sich auf dem Klo das Gesicht – und taucht ein ins Zwiegespräch mit Elvis, der eine Melodie summt und ihm daneben die richtigen Tips von Mann zu Mann gibt: hart sein. Hart bleiben.
6. «Joseph And The Amazing Technicolor Dreamcoat»
Eine Bibelgeschichte mit reichlich Hüftschwung: Andrew Lloyd Webber und Tim Rice schrieben die Joseph-Geschichte zu einem Pop-Musical um, in der die verschiedensten Genre und Klassiker parodiert werden. Eine ihrer besten Arbeiten, die nach dem Musical 1999 auch verfilmt wurde – mit einem Pharao Potiphar, der standesgemäss in der Figur des Höchsten dargestellt wird: dem King.
7. «Elvis»
Das Leben von Elvis Presley bietet mehr als genug Stoff für die Legendenschreibung, und trotzdem: das grosse Elvis-Biopic, wie es Holloywood in den letzten Jahren mit anderen US-Showgrössen wie Johnny Cash, Ray Charles oder zuletzt James Brown präsentiert hat, steht noch immer aus. Mag sein, dass die Aura des King, dessen Farm Graceland längst den Status eines Wallfahrtsorts angenommen hat, mittlerweile derart sakrale Dimensionen erreicht hat, dass ein Blockbuster nur scheitern kann.
Fürs Fernsehen wurde sein Leben – oder zumindest seine prägendsten Jahre zwischen seinem 18. und 33. Lebensjahr –, bereits mehrmals nachgestellt, zuletzt 2005 als Zweiteiler. Mit seinen ersten Schritten bei Sun Records in Memphis, als Soldat in Deutschland, als Mega-Star – und dem anschliessenden Abstieg. Solide Arbeit, klasse dargestellt von Jonathan Rhys-Meyers in der Hauptrolle und inklusive all der Hits, die noch heute unvergessen sind. Wer heute einen Gedenkabend für den King abhalten will: den Zweiteiler gibts vollständig online zu sehen.