Der Kleinbasler «Onkel» weiss, was schmeckt

An der Mörsbergerstrasse 2, wo Francesca viele Jahre wirtete, isst man jetzt im Restaurant «Zum Onkel». Neulinge sind die neuen Gastgeber Eva und Simon Baudenbacher aber nicht.

Voilà, das Onkel-Team: Simon und Eva Baudenbacher und Ary Vaistij (r.).

(Bild: Kevin Rossiter)

An der Mörsbergerstrasse 2, wo Francesca viele Jahre wirtete, isst man jetzt im Restaurant «Zum Onkel». Neulinge sind die neuen Gastgeber Eva und Simon Baudenbacher aber nicht.

«Ich bin nicht der Onkel», meint Simon Baudenbacher schmunzelnd. In Person wurde der Onkel auch noch nie gesehen in seinem neuen Lokal. Aber überall hinterlässt er seine Spuren.

Der Onkel ist neu im Kleinbasel. An der Ecke Haltinger- und Mörsbergerstrasse hat ihm das Geschwisterpaar Eva und Simon Baudenbacher eine Küche und Stube eingerichtet. Wo bis vor drei Monaten noch Francesca kochte, decken nun die beiden Betreiber der Oetlinger-Buvette die Tische.

Der Onkel ist gastfreundlich. In seiner gemütlichen Stube heisst er alle willkommen: Feinschmecker, Familien, Spontane. «Eine Quartierbeiz soll es sein, für die vielen verschiedenen Menschen der Haltinger- und Mörsbergerstrasse», sagen die Baudenbachers, «die aber gleichzeitig auch Menschen aus weiteren Umkreisen anlocken darf.»

Simon Baudenbacher hinter der Bar.

Wirt Simon Baudenbacher hinterm Tresen. (Bild: Kevin Rossiter)

Der Onkel ist weltoffen und regional. Immer mal wieder bringt er von seinen weiten Reisen ein Rezept oder ein Gewürz mit, das er seinen Gästen auftischt. Die Zutaten in seiner Küche sind stets regional und saisonal. «Im Winter gibt es bei uns keinen Nachtisch mit Erdbeeren», betont Koch Ary Vaistij.

Der Onkel hat urbanen Charme. Von den vielen fröhlichen Farben des Da Francesca ist nicht viel übrig geblieben. Beim Onkel ist es heimelig und bis in die Ecken interessant. Überall findet man kleine Mitbringsel von seinen Reisen: Postkarten, Souvenirs, Fotografien. Für das stimmige Gesamtbild aus alten Glühbirnen und Holzstühlen, aus massivem Brusttäfer und Setzkästen sind die Künstlerin Anne Weick und der Szenograf Silvan Kuhl verantwortlich. «Wir wollten es so herrichten, wie es hier vor 130 Jahren ausgesehen haben könnte», meint Kuhl. Dabei war es auch dem Vermieter des Hauses wichtig, den Raum in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen.

Charme bis in die letzte Ecke. (Bild: Kevin Rossiter)

Dass die Baudenbachers keine Gastroneulinge sind, wissen alle, die sich im Sommer öfters am Kleinbasler Rheinufer aufhalten. Seit vier Jahren führen die beiden Buvette und Grill an der Oetlingerstrasse. Im Vergleich dazu sei der Weg zum Onkel fast schon ein Spaziergang gewesen. Einerseits, weil man beim zweiten Wurf halt wisse, worauf man speziell zu achten habe und welche Risiken wo anstünden. «Andererseits kommt hier der Strom einfach aus der Steckdose und das Wasser aus dem Hahn. Das war bei der Buvette komplizierter», erklärt Simon Baudenbacher. Wo die Wirte am Rhein mit vielen Ämtern in Kontakt treten müssen, habe man an der Haltingerstrasse hauptsächlich mit dem Vermieter zu tun.

Die Menukarte wird beim Onkel täglich neu gedruckt. Die Auswahl ist zwar kaum grösser als die zehn Quadratmeter grosse Küche, hat aber einen umso grösseren qualitativen Anspruch. «Gleichzeitig ist es uns wichtig, dass es sich alle leisten können, bei uns zu essen», meint Eva Baudenbacher. Wenn das täglich neue Menu den Gaumen so sehr verwöhnt wie die Elsässer Maispoularde mit Olivenkrokant, Cocobohnen-Gemüse und Rosmarinpolenta der ersten Stunde, dann können sich auch die Feinschmecker auf etwas freuen.

Und ratzfatz weg ist die Zwetschgentarte mit Vanilleglace – so gut war sie. (Bild: Kevin Rossiter)

Die vielen Freunde des Brunchens, die bei Francesca oft ins Schwärmen kamen, sollen auch beim Onkel auf ihre Kosten und Genüsse kommen. Jeweils samstags und sonntags wird ausgiebig gebruncht und gefrühstückt.

Seit Beginn der Buvette ist das Geschwisterpaar auch beruflich ein Team geworden. Gegenseitig haben sie sich unterstützt, ergänzt und auch manchmal gestritten. Als Geschwister, Geschäftspartner und Freunde teilen die beiden viele Rollen. Dies sei herausfordernd, aber sie hätten sich der Herausforderung immer gerne gestellt, meint Eva Baudenbacher. «Mit einem Bruder oder einer Schwester trägst du Uneinigkeiten viel direkter aus als mit jemandem, der einfach ein Geschäftspartner ist. Das hat natürlich Vorteile und Nachteile.»

Und dass Eva Baudenbacher mit der Eröffnung auch gleich ihren letzten Arbeitstag für sechs Monate hatte, liegt darin begründet, dass ihr Bruder Simon nun doch Onkel wird.

_
Zum Onkel, Mörsbergerstr. 2, Basel. Öffnungszeiten: Di bis Fr 9–24, Sa 10–24, So 10–24 Uhr.

Nächster Artikel