Toni Bussmanns Metier sind Goldregen, Feuerblumen und glitzernde Leuchtfontänen: Der 1. August ist der Höhepunkt im Arbeitsjahr des professionellen Feuerwerkers.
Rund 200 Grossfeuerwerke im In- und Ausland bereitet Toni Bussmann pro Jahr vor, bei ungefähr 70 ist er vor Ort dabei – in Basel sind seine explosiven Kreationen dieses Jahr sowohl am 31. Juli auf dem Rhein als auch am 1. August auf dem Bruderholz zu sehen. Ans Rheinknie kommt der Inhaber der Bugano AG im luzernischen Neudorf immer wieder gerne: «Hier erlebte ich einen meiner beruflichen Höhepunkte.» Denn als die beiden Basler Kantone 2001 ihre 500-jährige Zugehörigkeit zur Eidgenossenschaft feierten, inszenierte er auf dem Rhein ein Feuerwerk zur Musik von Carl Orffs Carmina Burana, das nicht nur bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterliess. Ausserdem freut sich der Profi-Pyrotechniker besonders, wenn der FCB die Fussballmeisterschaft gewinnt – er ist es, der an den Meisterfeiern rot-blaue Feuerbilder an den Nachthimmel zaubert.
Um seine Feuerwerke zu komponieren, geht Bussmann, der seit über 25 Jahren im Geschäft ist, wie ein Koch vor: «Ich schaue, was ich auf Vorrat habe, womit ich es kombinieren kann, was zusammenpasst und was ich noch brauche.» Die feurigen Bilder, die vor seinem inneren Auge entstehen, bringt er zu Papier und definiert, welche Feuerwerkskörper – die er meist selbst herstellt – dafür benötigt und wann sie gezündet werden.
Zündung per Knopfdruck
Für das Feuerwerk, das Bussmann an einem heissen Samstag Ende Juni auf einer Wiese im luzernischen Perlen in Position bringt, sind diese Listen längst geschrieben. Ein ortsansässiges Transportunternehmen hat ihn zur Feier des 40-jährigen Firmenjubiläums damit beauftragt. Anders als die 1. August-Feuershows in Basel gehört das Feuerwerk in Perlen zu der kleineren Sorte. Dennoch stecken insgesamt 80 Bomben in Reih und Glied jeweils in einer Röhre aus Hartpapier, die auf Holzpaletten befestigt sind.
«Die steigen bis zu 120 Meter in den Himmel», erklärt Bussmann und versenkt eine Bombe mit dem hübschen Namen «grüne Gladiole» in ihrer Röhre. Die zehn Feuerwerksbatterien, die neben den Bomben am Boden stehen, sorgen für die Untermalung der Hauptattraktionen und erreichen eine Höhe von bis zu 80 Metern. Bussmann und seine zwei Mitarbeiter verbinden die Drähte der Feuerwerkskörper – insgesamt 180 Kilo Sprengstoff – mit mehreren schwarzen Funkboxen. Denn Grossfeuerwerke werden heute über Funk und per Knopfdruck entfacht.
Metier ist sicherer geworden
«Früher sprang ich noch mit einem Stumpen in der einen und einer Stoppuhr in der anderen Hand zwischen den Zündschnüren herum», erinnert sich Bussmann amüsiert. Heute sei sein Metier um einiges sicherer geworden, ausserdem erlaube die Zündung via Funk die einfachere Steuerung komplexer Feuerwerke, die von mehreren Standorten abgefeuert werden. So sind etwa für das Feuerwerk auf dem Rhein fünf Positionen mit Feuerwerkskörpern geplant, die auf zwei Schiffe verteilt sind.
«Ich hatte das Riesenglück, mit meiner Leidenschaft etwas zu erreichen», blickt der 66-Jährige Bussmann zurück. Zwar ist mit seinem Sohn die Nachfolge bereits geregelt, doch vorläufig zündet der Senior seine explosiven Kunstwerke noch selber – wenn auch nicht am 1. August. Dann nämlich mischt er sich anonym unter das Publikum, um herauszufinden, wie seine Kreationen bei den Leuten ankommen. Aber es ist nicht nur das berufliche Interesse, das Bussmann zum Bad in der Menge veranlasst: «Auch nach so vielen Jahren ist die Faszination für Feuerwerke geblieben.»