Der Mann mit dem Siebdruck-Mobil

Gaspard Weissheimer reist mit seinem Druckbus an Workshops und Festivals in der Schweiz, um den Menschen den Siebdruck näher zu bringen. Diesen Freitag ist er auf der Kaserne am Open Air Basel anzutreffen.

Einfache Technik für individuelle Motive: Siebdrucker Gaspard Weissheimer. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Mit seiner fahrbaren Siebdruckstation will Gaspard Weissheimer den Menschen sein Handwerk näherbringen – an Festivals in der Schweiz und vielleicht auch bald in Afrika.

Eine mit bedruckten Taschen behangene Glastür führt ins Atelier von Gaspard Weissheimer. Der flurartige Raum wirkt zweigeteilt. Bis zur Mitte hat man den Eindruck, in einer Werkstatt zu stehen: Bedruckte Textilien auf Stapeln und an den Wänden, grosse Kästen mit Farbklecksen, eine Trockenstation. Hier ist Weissheimers Siebdruck-Bereich, wo er Textilien und anderes für unterschiedliche Auftraggeber mit den gewünschten Motiven bedruckt.

Im hinteren Bereich des Raums arbeitet Weissheimer als Grafiker und Fotograf. Was seine Arbeitsweise in den unterschiedlichen Bereichen verbindet: «Mich berühren Dinge, bei denen man das Haptische rausspürt.» Die Perfektion sucht er also nicht in der technischen Genauigkeit, sondern im Gegenteil. Genau das fasziniert ihn besonders an der Siebdruck-Technik. Ein Sieb wird dabei mit Emulsion beschichtet und anschliessend mit dem Motiv belichtet und ausgewaschen. Danach beginnt der eigentliche Druck.

Unterwegs im roten VW-Bus

Seit der 28-Jährige sich nach seinem Abschluss am Hyperwerk vor zwei Jahren selbstständig machte, ist er gelegentlich auch ausserhalb seines Ateliers anzutreffen. Mit dem Druckbus, einem roten VW-Bus, in dem eine mobile Siebdruckstation eingerichtet ist, bereist er Festivals und gibt Workshops an Schulen und für Interessierte. So war er schon am Fumetto-Comics-Festival in Luzern, am Imagine Festival, und heute Freitag zum zweiten Mal am Open Air Basel auf der Kaserne.

Der Druckbus entstand als Bachelor-Arbeit am Lernlabor Hyperwerk, das Überthema seines Jahrgangs lautete «transkulturelle Gestaltungsforschung». Ursprünglich wollte Weissheimer einen mobilen Siebdruckkoffer für Reisen in fremde Kulturen entwickeln, daraus wurde schliesslich der räumlich grosszügigere Druckbus. Er bemerkte schnell das Potenzial einer solchen mobilen Siebdruckstation: «Der Ablauf ist eigentlich sehr einfach, dadurch lassen sich die Leute schnell miteinbeziehen.» Und obwohl der Prozess handwerklich simpel und nachvollziehbar ist, ist der Effekt gross: «Das Endprodukt wirkt professionell, sozusagen wie gekauft.»



Simple Technik, professionelles Resultat: Weissheimer bei der Arbeit.

Simple Technik, professionelles Resultat: Weissheimer bei der Arbeit. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Trotz viel Erfahrung mit dem Druckbus ist Weissheimer vor jedem seiner Einsätze nervös, denn es könne auch «einiges schiefgehen». Einmal habe bei einem Workshop mit einer Primarschule auf dem nt/Areal das Belichten der Siebe nicht funktioniert, weil die Sommerhitze das beschichtete Sieb bereits erhärtet hatte. «Kinder in diesem Alter können gnadenlos sein», lacht Weissheimer, von der Erinnerung noch immer etwas gequält. Sie hätten dann improvisiert und T-Shirts mit herumliegenden Naturgegenständen wie Blättern gedruckt, «mit dem Resultat waren sie dann zufrieden».

Siebdruck für Moçambique

Zu solchen Pannen komme es zwar selten, trotzdem sei jeder Einsatz eine neue Herausforderung: «Ich habe jeweils keine Ahnung, wer und was mich genau erwartet. Oft brauchen die Leute ganz unterschiedlich viel Zeit und Aufmerksamkeit, bis sie das System verstehen.» In dieser Problematik sieht Weissheimer aber auch das Spannende seiner Arbeit, denn so könne er keinen «Vortrag runterrattern», und der Inhalt bleibe lebendig, so wie das Publikum auch.

Manchmal hat Weissheimer Lust, sich nur noch auf seine Siebdruck-Projekte zu beschränken, da ihm der direkte Kontakt mit den Menschen und das Arbeiten mit den Händen am Computer fehlen. Ob er sich in Zukunft auf einen Bereich spezialisieren will oder vielleicht auch etwas ganz anderes machen möchte, kann Weissheimer nicht sagen. «Ich weiss einfach, dass ich immer ein Stückchen weiterkommen möchte. Doch wohin genau mich das führt, weiss ich noch nicht.»

Ideen hat Weissheimer viele. So tüftelt er etwa an der Herstellung von Siebdruckelementen für zu Hause, das Interesse dafür sei gross. Zudem wurde er für ein Siebdruckprojekt in Moçambique angefragt. Das Projekt ist noch nicht spruchreif, würde ihn aber sehr reizen: «So eine Reise würde die ursprüngliche Idee der transkulturellen Siebdrucktechnik wieder aufgreifen!»

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