Der Nationalrat unternimmt einen neuen Versuch, den Import von Robbenprodukten zu verbieten. Er hat am Dienstag eine entsprechenden Motion von SVP-Nationalrat Oskar Freysinger (VS) mit 132 zu 28 Stimmen gutgeheissen.
Die Jagd auf Robbenbabys sei des Menschen unwürdig, sagte Freysinger. Kommissionsprecherin Chantal Galladé (SP/ZH) wies darauf hin, dass die Schweiz nach dem EU-Importverbot zur Handelsdrehscheibe für Robbenprodukte wie Felle, Häute oder Öle werden könnte.
Ausgenommen vom Einfuhrverbot wären Produkte, die aus der traditionellen Jagd von Urvölkern für ihren Eigenbedarf stammten. Die vorberatende Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur hatte die Motion einstimmig befürwortet.
Kritischer Ständerat
Das Geschäft geht nun in den Ständerat. Zuletzt hatte das Parlament vor zwei Jahren über ein Importverbot von Robbenprodukten debattiert. Der Vorstoss wurde damals vom Ständerat abgelehnt und war somit vom Tisch. Auch der Bundesrat hatte sich dagegen gestellt – wie nun auch gegen die Motion Freysinger.
Das erneute Vorbringen des Anliegens begründete Motionär Freysinger unter anderem mit der Petition von Umweltschützer Franz Weber und der Tierschutzorganisation OceanCare, die ein Importverbot von Robbenprodukten verlangt. Die Petition wurde von 97’750 Personen unterzeichnet.
Die EU hatte das Verbot im August 20010 eingeführt. Kanada und Norwegen gelangten anschliessend an die Welthandelsorganisation (WTO), wo nun ein mehrstufiges Verfahren läuft. Das EU-Verbot gilt für sämtliche Robbenprodukte.
Schätzungen zufolge werden jährlich etwa 900’000 Robben getötet. Den Tieren wird häufig mit einem Stock der Schädel eingeschlagen. Sterben die Robben dabei nicht, wird den Tieren bei lebendigem Leib das Fell abgezogen.