Derweil sich die Schweizer vor dem letzten WM-Gruppenspiel auf ein paar wenige Kernsätze beschränken, erklärt der gegnerische Coach Suarez die Partie zur staatspolitischen Angelegenheit.
Keines ihrer acht WM-Spiele haben die Honduraner seit ihrer Premiere 1982 gewonnen. Vielleicht auch deshalb betonte ihr charismatischer Trainer Luis Fernando Suarez mehrfach, dass «ich das Wort Niederlage als sehr unangenehm empfinde». Von der Hoffnung, die Serie zu beenden, hätten sie selbstredend nicht verabschiedet: «Honduras gibt nie auf.»
Sogar ein sportliches Wunder schliesst Suarez nicht kategorisch aus, eine geringe mathematische Chance hat er ausgemacht: «Wir werden jedenfalls auf den Platz gehen, um mindestens drei Tore zu schiessen. Wir glauben daran, es liegt noch etwas drin.» Aber ihm sei schon auch klar, dass «auf der anderen Seite zu 100 Prozent ein Gegner steht, der das Gleiche vorhat wie wir.»
Flammender Appell
Trotz des missratenen Auftakts gegen Frankreich (0:3) und der 1:2-Niederlage gegen das zweitklassierte Ecuador sind beim erklärten Aussenseiter der Gruppe E also nicht im Geringsten Auflösungstendenzen zu erwarten. Die Schweizer haben stattdessen mit einem Kontrahenten voller Passion zu rechnen. So rustikal ihre Methoden auf dem Rasen sind, so ausgeprägt ist der Stolz der «Los Catrachos».
Am Tag vor dem Duell mit der Schweiz holte Suarez weit aus: «Wir haben nie etwas geschenkt bekommen. Es gibt in unserem Land viele soziale Ungleichheiten. Honduras hat einen schweren Wirbelsturm überstanden. Vieles ist schwierig, aber wir sind immer wieder aufgestanden.» Sie hätten nur schon jenen Menschen gegenüber in der Heimat, die viel auszuhalten hätten, eine grosse Verantwortung.
«Und denken wir an die Kinder, die unsere Spiele verfolgen. Wir spielen auch für sie, denn sie sind die Zukunft von Honduras.» Suarez ist bekannt für seine flammenden Ansprachen. Beim fast halbstündigen Rendez-vous mit den internationalen Medien gab er eine Kostprobe seiner rhetorischen Qualitäten.
Der Satz von Lichtsteiner
Die SFV-Delegation verzichtete beim verbalen Warm-up auf Pathos. Ottmar Hitzfeld thematisierte wie üblich ein paar Vorzüge des Gegners – «gut organisiert», «zwei überragende Stürmer», «lange Bälle». Und er betonte, auf Sieg spielen zu wollen. «Auf ein 0:0 ausgehen zu wollen, wäre fahrlässig. Das ist nicht unsere Philosophie.»
Ein spannendes Statement kam dann aber doch noch – von Stephan Lichtsteiner im Zusammenhang mit dem Debakel gegen die Franzosen. Sie hätten sich wohl zu sehr davon beeinflussen lassen, «dass uns viele auf das Level von Frankreich gehoben haben», meinte der Juventus-Verteidiger. Einer, der das Nationalteam vorübergehend auf Augenhöhe mit «Les Bleus» eingestuft hatte, sass ebenfalls auf dem Podium: Hitzfeld selber.