Beim Dinner der White-House-Correspondents und beim Jammen mit einer R&B Band beweist Barack Obama Show-Talent.
Als erstes hört das Publikum beim Dinner der White-House Correspondants – Herren im Smoking, Damen in lang, Tickets ab 1000 Dollar aufwärts – die Stimme des Präsidenten. Er ist im Bad und führt Selbstgespräche, die nicht PC (politically correct) sind: „Ich bin der Mann am Atomknopf. Was tue ich hier?“. „Würde es wohl jemand merken, wenn ich ein paar meiner grauen Haare färbe?“ „Ich brauche eine Zigarette“. Ein „vergessenes Mikrofon“ – wie neulich beim Gespräch über Atomwaffen mit dem Noch-Präsidenten Medvediev – überträgt alles nach aussen. Dann rauscht die Klospülung und Obama kommt in den Saal.
Hier ein paar Kostproben aus seiner Rede:
- Den Film Hunger Games habe ich nicht gesehen: Zu wenig Klassenkampf für mich.
- Sowohl Romney als auch ich haben Harvard-Abschlüsse. Ich habe einen. Er hat zwei. Was für ein Snob!
- In meiner ersten Amtszeit haben wir die Gesundheitsreform gemacht. In meiner zweiten werden wir sie vermutlich wieder machen.
- Ich könnte noch viel erzählen. Aber ich muss jetzt meinen Secret Service nachhause bringen. Wegen der neuen Ausgangssperre.
Bei einer anderen Gelegenheit, ein paar Tage vorher, kommt Obama in eine abendliche TV-Show. Lässt sich von Showmaster Jimmy Fallon als «Preezy of the United Steezy» begrüßen. Setzt sich so nonchalant auf einen Barhocker, als wäre das sein permanenter Arbeitsplatz. Und beginnt einen Slow-Jam über Studenten-Kredite. Dazu spielt eine R&B-Band. «Oh Yeah» raunt Obama ins Mikrofon.
Wie schon bei seinem letzten Wahlkampf fährt Obama zu Hochform auf. Nachdem er sich in den letzten Jahren bei der Suche nach Komprissen mit einer Partei, die keinen Kompromiss will, verschlissen hat, ist Obama jetzt wieder so klar und scharf, dass selbst aus der Occupy-Bewegung Beifall für ihn kommt.
Nach jedem Auftritt bringen die Medien Endlosschleifen mit dem „Best-Off“ des Präsidenten. Und für ein paar Stunden gerät der mutmassliche republikanische Spitzenkandidat Mitt Romney beinahe in Vergessenheit.
Wenn es bei den Wahlen im November darum geht, wer die meiste Ironie, das gewinnendste Lächeln und die größte Bühnenpräsenz hat, steht der Sieger schon jetzt fest: der Preezy of the United Steezy.
PS: Nachdem Obama einen Abend bei Clooney verlost, ist jetzt auch Romney in das Lotterie-Geschäft eingestiegen. Auch er lockt mit einem Essen. Doch bei ihm ist der Mindesteinsatz höher und als Gewinn sitzt nicht der Kandidat selbst, sondern bloss seine Gattin am Tisch. Bevor ich ein Los kaufe, warte ich auf mehr.