Vladimir Petkovic muss für die beiden letzten EM-Qualifikationsspiele gegen San Marino und Estland auf zahlreiche Titulare verzichten. In der Not greift der Nationalcoach auf Eren Derdiyok zurück.
Das medizinische Bulletin der Nationalmannschaft ist inzwischen beträchtlich. Stephan Lichtsteiner (Juventus), Steve von Bergen (YB), Haris Seferovic (Frankfurt), Gelson Fernandes (Rennes), Fabian Frei (Mainz) und Valentin Stocker (Hertha Berlin) stehen nicht zur Verfügung. Weitere Ausfälle sind nicht auszuschliessen.
Diverse Spieler sind angeschlagen, viele sitzen im Klub nur auf der Ersatzbank. Man werde die Situation wohl von Tag zu Tag neu beurteilen müssen, so Petkovic. Bei Topskorer Xherdan Shaqiri, der zuletzt unter Muskelbeschwerden zu leiden hatte, ist der Heilungsverlauf ungewiss.
Ungünstig hingegen ist der Zustand von Lichtsteiner. Der klassische Aggressiv-Leader aus Turin wird von einer mysteriösen Körperschwäche lahmgelegt. Die Causa dauert bereits mehrere Wochen. Juventus hat eine detaillierte Abklärung bei einem Herzspezialisten angeordnet. Der Verteidiger wird weiterhin pausieren müssen.
Arg ramponiert rückt Yann Sommer ein. Der bereits operierte Keeper von Borussia Mönchengladbach wurde beim 1:2 in der Champions League gegen Manchester City vom Knie eines Mitspielers getroffen und brach sich dabei das Nasenbein. Gegen San Marino ist nicht mit ihm zu rechnen, der Dortmunder Roman Bürki dürfte ihn vertreten. Ob der Zürcher dann in Estland zurückkehrt, vermag Petkovic nicht abzuschätzen: «Ein Goalie muss selber spüren, ob er sich traut, mit einer Maske zu spielen.»
Derdiyoks Comeback
Nach zweijähriger Pause bereitet Eren Derdiyok sein Comeback vor. Einst war der Ex-FCB-Stürmer der grosse Schweizer Hoffnungsträger, bis er in Hoffenheim von der richtigen Spur abkam und später auch in Leverkusen scheiterte. Beim aufstrebenden Istanbuler Quartierklub Kasimpasa Spor Kulübü fand Derdiyok wieder Halt und schiesst Tore. Selbst von einem Kreuzbandriss im Knie wenige Tage nach seiner Ankunft im vorletzten Sommer liess sich der 27-Jährige nicht stoppen.
«Dass ich nach so langer Zeit wieder ein Thema für die Nationalmannschaft bin, bestärkt mich darin, 2014 richtig entschieden zu haben», übermittelt der 46-fache Internationale Derdiyok aus der Türkei. Der Kontakt zur Auswahl seiner Heimat sei nie ganz abgebrochen. «Ich habe alle Spiele verfolgt. Es war immer mein Ziel, wieder dabei sein zu können», sagt er zur Sportinformation.
Petkovics Sorgen und Herausforderung
Die unberechenbare Situation der Schweizer Professionals im Ausland macht Petkovic zu schaffen. Er muss permanent neue Lösungen prüfen: «Die Lage ist manchmal schwierig, weil wir nicht über einen Pool von hundert Spielern verfügen.» Zum anderen taxiert er die zahlreichen Forfaits auch als Herausforderung und zukunftsträchtige Auffrischung: «Neue erhalten womöglich die Chance, sich zu zeigen. Und vielleicht müssen alle 110 statt nur 100 Prozent geben, um das gemeinsame Ziel zu erreichen.»
Die Worte des Südschweizers gelten primär für den Young Boy Renato Steffen (23) und Basels Regisseur Luca Zuffi (25). Die beiden Mittelfeld-Exponenten, in ihren Klubs seit bald zwölf Monaten überdurchschnittlich oft im Mittelpunkt, wurden erstmals berücksichtigt.
Schweizer Aufgebot für die Partien der EM-Qualifikation vom 9. Oktober in St. Gallen gegen San Marino und vom 12. Oktober in Tallinn gegen Estland. Tor: Roman Bürki (Dortmund/2 Spiele/0 Tore), Marwin Hitz (Augsburg/1/0), Yann Sommer (Mönchengladbach/14/0).
Verteidigung: Johan Djourou (Hamburger SV/55/1), Timm Klose (Wolfsburg/11/0), Michael Lang (Basel/9/1), Fabian Lustenberger (Hertha Berlin/1/0), Jacques François Moubandje (Toulouse/4/0), Ricardo Rodriguez (Wolfsburg/32/0), Fabian Schär (Hoffenheim/15/5), Silvan Widmer (Udinese/4/0).
Aufbau/Sturm: Valon Behrami (Watford/61/2), Eren Derdiyok (Kasimpasa/46/8), Josip Drmic (Mönchengladbach/22/7), Blerim Dzemaili (Genoa/44/5), Breel Embolo (Basel/5/0), Gökhan Inler (Leicester/85/6), Pajtim Kasami (Olympiakos Piräus/7/1), Admir Mehmedi (Bayer Leverkusen/34/2), Xherdan Shaqiri (Stoke City/48/17), Renato Steffen (Young Boys/0/0), Granit Xhaka (Mönchengladbach/38/6), Luca Zuffi (Basel/0/0).