Descendants

Nicht jeder Schauspieler, der in einer Klinik-Serie zum Star wird, muss über die Serienwelt hinauswachsen: George Clooney tat es. Er macht in der Zwischenzeit anerkannte Filme. Und einen gut organisierten Wirbel um seine Person. Er setzt sich als sein eigener Regisseur recht ansehnlich in Szene, wie eben noch in „Ides of March“. Wenn andere ihn […]

Nicht jeder Schauspieler, der in einer Klinik-Serie zum Star wird, muss über die Serienwelt hinauswachsen: George Clooney tat es. Er macht in der Zwischenzeit anerkannte Filme. Und einen gut organisierten Wirbel um seine Person. Er setzt sich als sein eigener Regisseur recht ansehnlich in Szene, wie eben noch in „Ides of March“. Wenn andere ihn inszenieren, ist er als Schauspieler nicht halb so gut. Das macht ihn eben so sympatisch: Er vermarktet sich als einer, der weiss, wer er ist: Smart, verspielt, frech, gutaussehend, wohlhabend und gerade tiefsinnig genug, um nicht dauernd tiefsinnig scheinen zu wollen.

Nicht jeder Schauspieler, der in einer Klinik-Serie zum Star wird, muss über die Serienwelt hinauswachsen: George Clooney tat es. Er macht in der Zwischenzeit anerkannte Filme. Und einen gut organisierten Wirbel um seine Person. Er setzt sich als sein eigener Regisseur recht ansehnlich in Szene, wie eben noch in „Ides of March“. Wenn andere ihn inszenieren, ist er als Schauspieler nicht halb so gut. Das macht ihn eben so sympatisch: Er vermarktet sich als einer, der weiss, wer er ist: Smart, verspielt, frech, gutaussehend, wohlhabend und gerade tiefsinnig genug, um nicht dauernd tiefsinnig scheinen zu wollen. 

In „Descendants“ hat ihn Alexander Payne in Szene gesetzt, der uns mit seinen ulkigen „Sideways“ noch in Erinnerung ist, aber auch dort nicht gerade durch Tiefgang auffiel. Payne schreibt prickelnde Dialoge, Payne kennt die Probleme der Oberklassenkinder, wenn Mama im Sterben liegt: Wer putzt denn jetzt den Pool?! Payne tut Clooney nicht gut. So nahe bei seinen Emergency-Room-Anfängen haben wir ihn neuerdings selten gesehen. Er blinzelt und blinkt und charmiert vor der Kamera, selbst wenn er kluge Sätze sagen darf. Und doch fällt ihm nicht viel ein, wie ein Mensch darzustellen sei, dessen Scheinwelt mal eben zusammenbricht. Wie wenig, sehen wir in der Szene, in der er ans Sterbebett seiner Frau tritt, mit dem Wissen, dass sie ihn betrogen hat, von den Einfällen eines guten Menschenbeobachters. Was einen Menschen in so einer Situation bewegen könnte, geht an Clooney oberflächlich vorbei: Man wähnt sich in „Emergency Room“. Dass in ihm auch ein guter Entertainer steckt, verbirgt er allerdings auch nicht: Wenn er als Rechtsanwalt den Liebhaber seiner Frau zum ersten Mal trifft, darf man auch mal schauspielerische Raffinesse sehen.

Wäre da nicht ein solide unterhaltsames Drehbuch, eine erstaunlich unamerikanische Familienauffassung, die Grenze zur TV-Unterhaltung würde gänzlich unterschritten. Immerhin. Sätze wie: „Ich gebe meinem Kind so viel, dass es auf die Beine kommt, aber nicht so viel, dass es nur noch die Beine hochlegt“, machen Clooneys Vaterfigur immerhin gerade tiefsinnig genug, dass wir uns nicht über das ausbleiben der Werbeunterbrechungen wundern.

In einem zumindest ist „Descendants“ um Welten besser als „Reich und Schön“: Die Frisuren all der Millionenerben sehen nicht aus wie Bademützen aus Kunsthaar, sondern sind ordentlich verstruppelt. Wer im Kino also unterhalten werden will und nicht auf den Vorabend-Spital-Serien-Groove verzichten will, liegt hier richtig.

 

 

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