Anders als erwartet hat die Deutsche Bank ihren Gewinn im Jahr 2014 deutlich gesteigert. Er kletterte im Vergleich zum Vorjahr um rund eine Milliarde auf knapp 1,7 Mrd. Euro, wie der deutsche Branchenprimus mitteilte.
Ein Grund dafür war, dass die Bank für Rechtsstreitigkeiten weniger Geld zur Seite legen musste als zuvor. Seit dem Wechsel an der Spitze der Deutschen Bank vom Schweizer Josef Ackermann zur Co-Spitze um Anshu Jain und Jürgen Fitschen waren die Jahresergebnisse stark von Altlasten beeinträchtigt worden. 2012 lag der Gewinn der Bank bei 316 Mio. Euro und 2013 bei 681 Millionen.
Auch die Ergebnisse des vierten Quartals 2014 überraschten viele Beobachter: Während die Deutsche Bank im letzten Quartal 2013 noch einen immensen Verlust von rund 1,4 Mrd. Euro verbucht hatte, nahm sie in den drei letzten Monaten 2014 dagegen 441 Mio. Euro ein.
«Ja, es gab deutliche Fortschritte», sagte Fitschen in Frankfurt am Main. Zusammen mit Jain bezeichnete er die Ergebnisse als «ermutigend». Allerdings habe die Bank noch keine «ausreichenden Fortschritte bei der Reduzierung der Kosten» erreicht, deshalb «arbeiten wir mit Nachdruck an einer neuen Strategie», sagte Fitschen.
In Zeiten, in denen von der Konjunktur in Europa kein Rückenwind zu erwarten ist und die Niedrigzinsen bremsen, sei Kostendisziplin zwingend. Wie die neue Ausrichtung aussehen soll, kommentierten weder Jain noch Fitschen. Die Bank werde sie im zweiten Quartal 2015 vorstellen. In den vergangenen Monaten war immer wieder spekuliert worden, ob die Deutsche Bank die Postbank abstossen könnte.
Über 6000 Rechtsverfahren
Für Rechtsstreitigkeiten hatte das Geldhaus in den vergangenen Jahren und Monaten insgesamt über 3 Mrd. Euro zurückgelegt. Laut Finanzchef Stefan Krause hoffte die Deutsche Bank, schon 2014 einen Grossteil der Streitigkeiten beenden zu können. Doch dies sei nicht der Fall gewesen.
Krause rechnet damit, dass auch in Zukunft die Rechtskosten «hoch» blieben. Derzeit hat die Bank laut Krause noch über 6000 offene Verfahren.
Die Altlasten reichen von den Skandalen rund um manipulierte Zinsen (Libor) und Devisen über den Vorwurf des Steuerbetrugs bis hin zu diversen Hypothekenklagen in den USA und mutmasslichen Sanktionsverstössen. Wie eine dunkle Wolke hängt etwa noch immer der Libor-Vergleich mit den angelsächsischen Regulierern über der Bank, an dem Jain und Fitschen emsig feilen.
Rentableres Investmentbanking
Lichtblick waren zum Jahresende die ertragreichen Geschäfte im Investmentbanking. Vor allem im Anleihehandel konnte das Institut Marktanteile gewinnen. Jain will den Rückzug etlicher europäischer Banken aus dem kapitalzehrenden Geschäft für die Deutsche Bank nutzen. Im Schlussquartal lieferten die Investmentbanker einen Vorsteuergewinn von 516 (Vorjahr: 132) Mio. Euro ab.
Im Privatkundengeschäft rund um die Postbank brach das Quartalsergebnis auf 55 (218) Mio. Euro ein. Grund waren Belastungen wegen der gerichtlich erzwungenen Erstattung von Bearbeitungsgebühren für Kredite. Die Vermögensverwaltung kann die Früchte ihres Umbaus ernten: Das Ergebnis stieg auf 365 (200) Mio. Euro. Die Sparte verwaltet eine Billion Euro.