Die Deutsche Börse und die London Stock Exchange (LSE) verfolgen ihren Fusionsplan trotz des beschlossenen EU-Austritts Grossbritanniens weiter. Die Stimmen, die den Rechtssitz der neuen Superbörse statt in London in Frankfurt ansiedeln wollen, werden jedoch lauter.
«Wir halten unverändert an den vereinbarten Bedingungen für den Zusammenschluss fest», erklärten die beiden Unternehmen am Freitag. Die Börsenbetreiber wollen ein Gemeinschaftsunternehmen schmieden. Das operative Geschäft soll wie bisher von den beiden Zentralen in Eschborn bei Frankfurt sowie London gesteuert werden.
Am Finanzplatz Frankfurt gibt es erhebliche Kritik daran, dass die Holding der neuen europäischen Superbörse in der britischen Hauptstadt angesiedelt werden soll. Auch die hessische Börsenaufsicht, die der Fusion neben etlichen anderen Aufsichtsbehörden noch zustimmen muss, hatte Zweifel geäussert, ob der Sitz in London genehmigungsfähig ist.
Die Entscheidung für den Brexit scheint die Kritiker zu bestärken. So forderte am Freitag der Betriebsrat der Deutschen Börse nach dem Nein der Briten zur EU verstärkt Frankfurt als Rechtssitz der geplanten Superbörse. «Wir fordern nicht, dass die Fusion beendet wird, aber der Hauptsitz muss nach Frankfurt», sagte die Betriebsratvorsitzende des Dax-Konzerns zur Nachrichtenagentur dpa.
Angesichts des bevorstehenden EU-Austritts Grossbritanniens wäre es aus Sicht der Arbeitnehmervertreter «widersinnig, wenn der Hauptsitz nach London verlegt würde».
Deutsche-Börse-Verwaltungsratspräsident Joachim Faber erklärte hingegen, das Votum der Briten mache es nun sogar noch wichtiger, die Bindungen zwischen beiden Seiten zu stärken.