Deutsche Börse will aus eigener Kraft wachsen

Die Deutsche Börse setzt nach der geplatzten Fusion mit der New Yorker NYSE notgedrungen wieder auf Wachstum aus eigener Kraft. Er habe „umfangreiche Fusionen oder Übernahmen nicht im Fokus“, sagt der Schweizer Unternehmenschef Reto Francioni.

Reto Francioni, Schweizer Chef der Deutschen Börse (Bild: sda)

Die Deutsche Börse setzt nach der geplatzten Fusion mit der New Yorker NYSE notgedrungen wieder auf Wachstum aus eigener Kraft. Er habe „umfangreiche Fusionen oder Übernahmen nicht im Fokus“, sagt der Schweizer Unternehmenschef Reto Francioni.

Das Angebot an Dienstleistungen und Produkten solle auf unregulierte Märkte ausgeweitet werden. Ausserdem wolle die Deutsche Börse in der Vermarktung elektronischer Handelssysteme und der Marktdatenlieferung vorankommen, kündigte Francioni am Dienstag auf der Bilanzmedienkonferenz in Frankfurt an.

Francioni hatte jahrelang organisches Wachstum gepredigt, im Hintergrund aber immer wieder mögliche Fusionen ausgelotet. Nur so könne der Konzern im Wettbewerb mit Konkurrenten aus Asien und Amerika mithalten, lautete sein Credo.

Am Dienstag schlug er andere Töne an. „Wir sind beim Umsatz klar die Nummer eins in Europa und die Nummer zwei in der Welt“, betonte der 56-Jährige. Die Deutsche Börse hätte durch die Fusion mit der New York Stock Exchange ihren Wachstumskurs beschleunigen können, sei auf den Zusammenschluss aber nicht angewiesen, sagte Francioni. „Wir können das auch aus eigener Kraft.“

Rücktritt abgelehnt

Francioni lehnte einen Rücktritt nach der gescheiterten Fusion ab. Er sehe keinerlei Grund, daraus persönliche Konsequenzen zu ziehen, sagte der Vorstandschef. Der Aufsichtsrat unterstütze ihn und habe ihn aufgefordert, seine Wachstumsstrategie voranzutreiben. Von Seiten der Deutschen Börse seien bei der geplanten Übernahme der NYSE Euronext keine Fehler gemacht worden.

Investoren hatten kritisiert, Francioni habe für die Fusion bei der Politik nicht ausreichend um Unterstützung geworben. Entstanden wäre der weltgrösste Börsenbetreiber. Die EU-Kommission untersagte die Fusion, weil nach ihrer Auffassung der Wettbewerb dadurch erheblich eingeschränkt worden wäre, insbesondere im Handel mit europäischen Finanzderivaten.

Trotz der gescheiterten Fusion rechne die Deutsche Börse mit einem guten Verlauf des Geschäftsjahres 2012, sagte Francioni. Der Umsatz werde voraussichtlich um 5 bis 12 Prozent steigen.

2011 sei es der Deutschen Börse gelungen, ihren Gewinn im Vergleich zu 2010 zu verdoppeln, erinnerte Francioni an die am Montagabend publizierten Finanzzahlen. Der Gewinn stieg wegen des regen Handels infolge der Euro-Krise von 417,8 Mio. Euro im Vorjahr auf 848,8 Mio. Euro. Der Umsatz wuchs um 6 Prozent auf 2,23 Mrd. Euro.

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