Die Grünen im deutschen Bundestag haben ihren bisherigen Verkehrsexperten Anton Hofreiter und die Spitzenkandidatin des Wahlkampfs, Katrin Göring-Eckardt, zu ihren neuen Vorsitzenden gewählt.
Der Parteilinke Hofreiter erhielt am Dienstag in Berlin rund 80 Prozent der Stimmen. Auf die «Realo»-Vertreterin Göring-Eckardt entfielen 65 Prozent, auf ihre Kontrahentin, die Wirtschaftsexpertin Kerstin Andreae 32 Prozent. Die Grünen stellen 63 Abgeordnete.
Göring-Eckardt sagte, sie freue sich über das überzeugende Ergebnis. «Wir haben eine grosse Verantwortung.» Die Grünen bildeten zwar die kleinste Fraktion, hätten aber grosse Aufgaben. Hofreiter sagte: «Wir stehen für einen Aufbruch in Richtung mehr Ökologie, für mehr soziale Gerechtigkeit und für mehr Freiheit für alle.»
Die 34 Abgeordneten des «Realo»-Flügels hatten sich nicht auf eine Kandidatin einigen können. Hofreiter betonte in seiner Bewerbungsrede nach Teilnehmerangaben, dass die Grünen sich öffnen müssten. «Künftig Optionen offen halten: Schwarz-Grün und Rot-Grün-Rot», fasste der Abgeordnete Dieter Janecek dies im Kurznachrichtendienst Twitter zusammen.
Als Nachfolgerin für Volker Beck im Amt des Ersten Parlamentarischen Geschäftsführers war die Abgeordnete Britta Hasselmann gesetzt, deren Wahl am späten Nachmittag folgte.
Bei den Grünen werden der Vorsitz der Partei und der Bundestagsfraktion immer doppelt besetzt. Mindestens einer der beiden Posten muss jeweils an eine Frau gehen.
Ausserdem sollen beide Parteiflügel – «Realos» und Linke – vertreten sein. Unter «Realos» werden bei den Grünen die mehr zur politischen Mitte hin orientierten Politiker verstanden.
Die Bundestagswahl war für die Grünen enttäuschend ausgegangen. Sie verloren 2,3 Punkte auf 8,4 Prozent, nachdem sie Mitte August in Umfragen noch bei knapp 15 Prozent gelegen hatten.
Im neuen Bundestag, der sich am 22. Oktober konstituiert, stellen sie mit 63 Abgeordneten die kleinste von vier Fraktionen. Nach der Wahlschlappe hatte die Partei eine Neuordnung angekündigt.