Deutsche Premiere in der 100-jährigen Geschichte

Die Erklärungen fielen den Deutschen nach dem 4:4 gegens Schweden schwer. Es war ein historischer Absturz – nie zuvor hat das deutsche Nationalteam einen 4:0-Vorsprung verspielt.

Löw konnte es nicht glauben (Bild: Si)

Die Erklärungen fielen den Deutschen nach dem 4:4 gegens Schweden schwer. Es war ein historischer Absturz – nie zuvor hat das deutsche Nationalteam einen 4:0-Vorsprung verspielt.

Dieser verrückte und bittere Fussballabend wird Joachim Löw und seinen Spielern noch lange durch die Köpfen spuken. Eine Erklärung für den kollektiven Systemausfall nach einer brillant herausgespielten 4:0-Führung vermochte nach dem 4:4 im WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden niemand so recht finden.

„Wir haben 60 Minuten überragend gespielt, was Kombinationen, Abschluss, Ordnung und Disziplin betraf. In den letzten 30 Minuten haben wir unheimlich viel falsch gemacht. Wir hatten nicht mehr die Ordnung und Sicherheit am Ball, plötzlich war eine grosse Unruhe da bei uns. Da ist vieles schiefgelaufen, wir haben das Spiel nicht mehr in den Griff bekommen“, fasste Löw in einer ersten Analyse die 93 turbulenten Minuten in Berlin zusammen.

„Unerklärlich. Ich habe so etwas noch nie erlebt“, meinte auch Mittelfeld-Chef Bastian Schweinsteiger, der wie alle seine zuvor zauberhaft aufspielenden Kollegen im deutschen Nationaltrikot kein Gegenmittel gegen den Konzentrationsabfall und die sich häufenden Fehler fand. „Man kann es jetzt nicht an einzelnen Spieler oder individuellen Fehlern festmachen. Es war irgendwie im ganzen Kollektiv. Die ganze Mannschaft hat nicht mehr so konsequent gearbeitet“, bemerkte ein geschockter Löw. „Dass man die 30 Minuten nicht mehr konzentriert weiter gespielt hat, das darf nicht passieren“, erklärte Manager Oliver Bierhoff und bemerkte deutlich: „Ich hoffe, dass das eine wichtige Lektion war.“

Nach den Toren von Miroslav Klose (8./15. Minute) sowie Per Mertesacker (39.) und Mesut Özil (56.) hatte alles nach einem schwarz-rot-goldenem Freudenabend vor 72’369 Zuschauern im Berliner Olympiastadion ausgesehen. Nach dem Anschluss durch Schwedens Torstürmer Zlatan Ibrahimovic (62.) lief das Spiel der DFB-Elf „irgendwie aus dem Ufer“, wie der Bundestrainer zwar sprachlich nicht exakt, aber zutreffend formulierte. Noch nie zuvor hatte eine deutschen Nationalmannschaft in mehr als hundert Jahren einen 4:0-Vorsprung noch aus der Hand gegeben. Mikael Lustig (64.), Johan Elmander (76.) und Rasmus Elm (90.+3) liessen mit ihren Toren die mitgereisten schwedischen Fans jubeln.

Löw denkt nicht, „dass da jetzt was hängenbleibt“. Er verwies auf die jüngsten Diskussionen im Umfeld, mit denen das Team „absolut professionell umgegangen“ sei. „Natürlich muss man das analysieren und darüber sprechen. Natürlich ist das ein Lernspiel gewesen“, betonte der Bundestrainer allerdings.

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