In Deutschland sollen drei sogenannte Stromautobahnen Windstrom aus dem Norden in den Süden des Landes fliessen lassen. Die Regierung beschloss am Mittwoch den Neubau von Höchstspannungsleitungen mit 2800 Kilometern Länge.
Ausserdem sollen im bestehenden Höchstspannungsnetz 2900 Kilometer optimiert werden, um den schwankenden Ökostrom besser einspeisen zu können. Planungs- und Bauzeiten sollen dabei von zehn auf vier Jahre verkürzt werden.
Das Kabinett beschloss ausserdem eine Erhöhung der Mittel für energetische Gebäudesanierungen um 300 Millionen Euro auf insgesamt 1,8 Milliarden im kommenden Jahr. Über das Zusatzprogramm können Hausbesitzer bei der Wärmedämmung auf Zuschüsse von bis zu 5000 Euro für Massnahmen wie einen Austausch alter Fenster hoffen.
Die Bundesländer haben sich bereiterklärt, die Planung der grossen Stromautobahnen an den Bund abzugeben, damit die Netze schneller als bisher gebaut werden können. Ab etwa 2014 sollen die exakten Trassenverläufe festgelegt werden. Die Kosten für alle 36 Projekte werden auf zehn Milliarden Euro veranschlagt.
Teil der „Energiewende“
Dies alles ist Teil der deutschen „Energiewende“, die Umstellung von Atomstrom auf erneuerbare Energien. Nach dem Reaktorunglück im japanischen Fukushima im vorigen Jahr hatte die christlich-liberale Regierung den zügigen Atomausstieg beschlossen. Acht Atomkraftwerke wurden sofort ausser Betrieb genommen, die übrigen neun sollen nach einem Stufenplan bis 2022 vom Netz gehen.
Schon in diesem Jahr werden die erneuerbaren Energien (Wind, Sonnen, Biomasse u.a.) 23 Prozent zur Stromerzeugung beitragen. Allerdings weht der Wind unregelmässig, und die Sonne scheint oft nicht. Der meisten Windstrom wird im Norden Deutschlands gewonnen, fern von den industriellen Ballungszentren im Süden und Westen. Um ihn besser nutzen zu können, sind Stromautobahnen nötig.
Die Regierung in Berlin sieht die Energiewende auf einem guten Weg. Umweltminister Peter Altmaier und Wirtschaftsminister Philipp Rösler stellten am Mittwoch in Berlin den ersten Monitoringbericht zur Umsetzung des Milliardenprojekts vor. „Wir sind ein gutes Stück vorangekommen“, sagte Rösler.
Altmaier bezeichnete die Energiewende als wichtigste Herausforderung seit dem Wiederaufbau nach dem Krieg und der deutschen Einheit. „Die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien war richtig, ist richtig und bleibt richtig, auch im Hinblick auf langfristig bezahlbare Energiepreise“, sagte er.