Zehn Jahre nach Beginn ihres Einsatzes im nordafghanischen Kundus hat die deutsche Bundeswehr das dortige Feldlager an die afghanischen Sicherheitskräfte übergeben. Die Zeremonie wurde am Sonntagmorgen auf dem Stützpunkt abgehalten.
Das Feldlager, das deutsche Truppen im Oktober 2003 von den USA übernommen hatten, wird künftig sowohl von der afghanischen Armee als auch der Polizei genutzt.
Der deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maizière äusserte die Erwartung, «dass die afghanischen Sicherheitskräfte die Sicherheit in und um Kundus bewahren und notfalls wiederherstellen». Er wünsche den Afghanen dabei «Mut, Kraft und auch Geduld», sagte er laut Redemanuskript. Ihnen stehe eine schwierige Aufgabe bevor.
Die Bundeswehr sei von Kundus geprägt worden wie von kaum einem anderen Ort, sagte de Maizière. Kundus sei der Ort, «an dem die Bundeswehr zum ersten Mal gekämpft hat, lernen musste zu kämpfen». Dies sei seine Zäsur für die Bundeswehr und auch für die deutsche Gesellschaft gewesen.
Seit Beginn des Einsatzes vor zehn Jahren seien in Kundus mehr als 20’000 deutsche Soldaten stationiert gewesen, sagte de Maizière. «Hier wurde aufgebaut und gekämpft, geweint und getröstet, getötet und gefallen.» Kundus werde für immer «Teil unseres gemeinsamen Gedächtnisses bleiben».
Ausbildungs- und Unterstützungsmission
Die verbliebenen Deutschen sollen den Stützpunkt in wenigen Tagen verlassen. Die Übergabe an die Afghanen ist ein Schritt auf dem Weg zum vollständigen Abzug aller Kampfeinheiten der internationalen Schutztruppe ISAF, der bis Ende 2014 abgeschlossen werden soll.
Auch danach sind aber noch internationale Ausbildungs- und Unterstützungsmissionen vorgesehen, an denen sich Deutschland beteiligen will. Auf dem Gelände in Kundus wird die einheimische Polizei laut de Maizière mit Unterstützung der NATO ein Trainingszentrum einrichten.
Gemeinsam mit de Maizière war Bundesaussenminister Guido Westerwelle (FDP) nach Kundus gereist. Er versicherte, die Arbeit Deutschlands «für eine gute Zukunft Afghanistans» gehe weiter. Das zivile Engagement werde fortgesetzt.