Deutscher Buchpreis 2013 geht an Terézia Mora

Terézia Mora hat den Deutschen Buchpreis für den besten Roman des Jahres erhalten. In ihrem knapp 700-seitigen Buch «Das Ungeheuer» erzählt die aus Ungarn stammende Autorin die tragische Geschichte eines Ehepaares, von dem die Frau Selbstmord begangen hat.

Terézia Mora in Frankfurt (Bild: sda)

Terézia Mora hat den Deutschen Buchpreis für den besten Roman des Jahres erhalten. In ihrem knapp 700-seitigen Buch «Das Ungeheuer» erzählt die aus Ungarn stammende Autorin die tragische Geschichte eines Ehepaares, von dem die Frau Selbstmord begangen hat.

Die Jury des Deutschen Buchhandels in Frankfurt würdigt den Roman «Das Ungeheuer» als «tief bewegenden und zeitdiagnostischen Roman». Die in Berlin lebende Schriftstellerin Terézia Mora habe ein stilistisch virtuoses Werk und eine lebendige Road-Novel aus dem heutigen Osteuropa geschaffen. Mora sagte bei der Preisverleihung, sie habe in einem starken Jahr gewonnen. Alle Romane der Shortlist seien hervorragend gewesen.

Im Buch der 42-Jährigen geht es um Flora und Darius Kopp. Der ehemalige IT-Spezialist reist nach dem Selbstmord seiner depressiven Frau in deren Heimat Ungarn, um einen Ort für die Urne der Toten zu finden. Seinen Reiseerzählungen stellt Mora die Tagebucheinträge der verstorbenen Frau gegenüber und trennt diese mit einem schwarzen Strich voneinander.

«Terézia Mora findet eine radikale Form, der verstorbenen Flora und ihrem Leiden, das sie Darius nicht mitteilen konnte, eine Stimme zu geben», meinte die siebenköpfige Kritikerjury weiter. Indem sie zwei Textformen miteinander in Verbindung setze, vereine Mora «hohes literarisches Formbewusstsein mit Einfühlungskraft».

Schon vor vier Jahren auf Longlist

Die Autorin, die auch als Übersetzerin arbeitet, stand bereits vor vier Jahren mit ihrem Roman «Der einzige Mann auf dem Kontinent» auf der so genannten Longlist des Buchpreises. «Das Ungeheuer» ist nun dessen Fortsetzung; den Lesern ist der Protagonist aus dem Vorgängerbuch schon bekannt.

Mora kam 1990 nach Berlin. Sie studierte Hungarologie und Theaterwissenschaften. Ihr Debüt, der Erzählungsband «Seltsame Materie», erschien 1999. Für die Erzählung «Der Fall Ophelia» erhielt sie im selben Jahr den Ingeborg-Bachmann-Preis. 2004 erschien ihr erster Roman «Alle Tage».

Der Deutsche Buchpreis wird traditionell am Vorabend der Frankfurter Buchmesse vergeben. Mora erhält als Preisträgerin 25’000 Euro.

Insgesamt waren sechs Neuerscheinungen in der Endausscheidung für die begehrte Auszeichnung nominiert. Neben Mora gehörten dazu Mirko Bonné («Nie mehr Nacht»), Reinhard Jirgl («Nicht von euch auf Erden»), Clemens Meyer («Im Stein»), Marion Poschmann («Die Sonnenposition») und Monika Zeiner («Die Ordnung der Sterne über Como»).

Schweizer ausgeschieden

Die vier Schweizer auf der Longlist waren zuvor ausgeschieden. Zu ihnen zählten Urs Widmer, der mit seiner romanhaften Autobiografie «Reise an den Rand des Universums» im Rennen war, sowie Ralph Dutli («Soutines letzte Fahrt»), Jonas Lüscher («Frühling der Barbaren») und Jens Steiner («Carambole»).

Die Jury hatte mehr als 200 neue Romane von Verlagen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gesichtet. Eine erste Longlist aus 20 ausgewählten Titeln war im September auf sechs Romane reduziert worden. Der Deutsche Buchpreis hat eine hohe Publikumsresonanz. Oft schaffen es die Sieger auf die Bestsellerliste.

Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an Ursula Krechel für ihren Nachkriegsroman «Landgericht». Der Roman handelt von einem jüdischen Richter, der nach seiner Flucht aus Nazi-Deutschland wieder in seine Heimat zurückkehrt.

Nächster Artikel