Die 7 Gesichter des Brad Pitt

Auch einer, der als Teenagergott angefangen hat, wird einmal 50. Brad Pitt ist noch immer einer der umschwärmtesten Männer in Hollywood, hat mit Angelina Jolie eine Frau desselben Kalibers an seiner Seite und blickt mittlerweile auf eine erstaunliche Rollenvielfalt zurück. Vom juvenilen Herzenschmelzer über den anarchistischen Prügler zum skalpierenden Nazijäger – Brad Pitt kann sie […]

Bärtig, glattrasiert, langhaarig, kurzhaarig: Brad Pitts gibts in verschiedenen Versionen.

Auch einer, der als Teenagergott angefangen hat, wird einmal 50. Brad Pitt ist noch immer einer der umschwärmtesten Männer in Hollywood, hat mit Angelina Jolie eine Frau desselben Kalibers an seiner Seite und blickt mittlerweile auf eine erstaunliche Rollenvielfalt zurück. Vom juvenilen Herzenschmelzer über den anarchistischen Prügler zum skalpierenden Nazijäger – Brad Pitt kann sie alle. Eine kleine Retrospektive zum heutigen runden Geburtstag.

Auch einer, der als Teenagergott angefangen hat, wird einmal 50. Brad Pitt ist noch immer einer der umschwärmtesten Männer in Hollywood, hat mit Angelina Jolie eine Frau desselben Kalibers an seiner Seite und blickt mittlerweile auf eine erstaunliche Rollenvielfalt zurück. Vom juvenilen Herzenschmelzer über den anarchistischen Prügler zum skalpierenden Nazijäger – Brad Pitt kann sie alle. Eine kleine Retrospektive zum runden Geburtstag.

1. Legends Of The Fall (1994) 


Man ging damals ja nur mit ins Kino, weil die Mädchen den Film sehen wollten. Und man fand den Film nie, nimmer, no way gut, weil zuviel Westernkitsch, zuviel Herzenstragik, und dann noch dieser jugendliche Hauptdarsteller mit im Präriewind wallenden Haaren und edlen Gesichtszügen. Im grossen, dramatischen Herzensepos «Legends Of The Fall» schlich der junge Brad Pitt als Farmerboy in der Prärie auf Indianerpfaden, schlachtete sich durch den Ersten Weltkrieg, verstrickte sich in Affären, schmuggelte Alkohol, rächte sich für den Tod seiner Geliebten und flüchtete schliesslich ins Exil der weiten Wälder. Was von dieser überzeichnet pathetischen Familiensaga übrig blieb, war der Nimbus von Brad Pitt als Hollywoods neustem Teenagerdarling. Eine Rolle, der er mit einem Psychothriller und dunkler Science-Fiction schleunigst wieder zu entfliehen versuchte.

2. 12 Monkeys (1997) 


Was für ein Wandel: Innerhalb dreier Jahre hat Pitt sein Korsett des Mädchenschwarms gesprengt. In «Se7en»  jagte er unter der Regie von David Fincher als junger Kriminalbeamter einem psychotischen Serienkiller nach, der seine Opfer gemäss der biblischen sieben Todsünden umbrachte, in «12 Monkeys» von Terry Gilliam spielt er einen Wahnsinnigen, der in den Verdacht gerät, die Menschheit durch ein tödliches Virus vernichten zu wollen. Gilliams monumentale Apokalypse entpuppte sich als labyrinthisches Kino mit offenem Ausgang. Brad Pitt war damit als Charakterdarsteller für künstlerisch anspruchsvolle Rollen geboren.

3. Fight Club (1999) 


Gretchenfrage: «How much can you know about yourself if you’ve never been in a fight?» Danach fliegen die Fäuste. In «Fight Club» (erneut unter der Regie von David Fincher) spielt Brad Pitt Tyler Durden, scharf auf Kampfaction und das Alter Ego des namenlosen Protagonisten (Edward Norton). Durden versammelt in einem Kellerloch eine Männergilde um sich, die nach Feierabend vom drögen Büroalltag in den Keller steigt und sich gegenseitig die Fäuste blutig schlägt. Finchers grandios doppelbödiges Spiel um bipolare Identitäten und männliche Rollenbilder artet schliesslich in einen anarchistischen Terrorexzess aus, der das globale Finanzsystem zu Fall bringen soll. Rabenschwarz zynisch, zutiefst gewalttätig, brillant gespielt.

4. Ocean’s Eleven (2001) 


Auch das gehörte stets ins Rollenspektrum von Brad Pitt: der grosse, elegante, gefühlsstarke und manchmal auch gewitzte Hollywood-Film. Ob dreimal als Gangsterkumpan von Danny Ocean (George Clooney) in der Filmreihe «Ocean’s Eleven» auf der Jagd nach dem ganz grossen Coup, ob als heitere Liebesklamotte, die einer alten mexikanischen Knarre hinterher hechelt («The Mexican») oder als Eheknatsch zweier Auftragsmörder, die sich plötzlich mit gezückten Waffen im gemeinsamen Heim gegenüberstehen («Mr. & Mrs. Smith») – fürs Starkino mit grossen Budgets, schnittigen Dialogen und fotogenen Gesichtern war Pitt immer wieder zu haben.

5. «The Assassination of Jesse James By The Coward Robert Ford» (2007) 


15 Jahre lang war Jesse James Gangster, Desperado, Westernheld, hat Züge geentert und Banken ausgeraubt – und nun will er in die Rente und gleichsam in die Geschichte eintreten. Die Groschenhefte mit seinen Abenteuern sind bereits gedruckt, die alten Weggefährten tot oder im Gefängnis. Für einen der letzten Beutezüge hat er deshalb ein paar lokale Kleingauner um sich geschart, unter ihnen der junge, eigenbrötlerische Robert Ford (Casey Affleck), der Jesse James seit Kindestagen bewundert. In dessen Gefolge wird Ford zuerst regelrecht zum Stalker seines Idols, danach von dessen Überheblichkeit enttäuscht, verrät ihn an die Behörden und streckt den unbewaffneten Westernheld schliesslich hinterrücks nieder – während James Fotografien abstaubt. James wird zur amerikanischen Legende, Fords Ruhm kehrt sich jedoch ins Negative: er gilt als Feigling, der einem Unbewaffneten in den Rücken schoss, und endet verbittert. Die melodramatische und weitläufig inszenierte Geschichte eines schiefen Vater-Sohn-Verhältnisses zeigt Brad Pitt als satten, moralisch indifferenten und müden Helden mit paranoiden Zügen, der von seinem Status als verehrter Outlaw immer stärker in die Enge getrieben wird. Und stellt somit eine Parabel auf die eigene Celebrity-Existenz dar.

6. Inglorious Basterds (2009)


Das fehlte bisher: die fruchtbare Kooperation zwischen Kult-Regisseur Quentin Tarantino und der zur Vielseitigkeit gereiften Hollywood-Grösse Brad Pitt. In «Inglorious Basterds» stand für Pitt zwar neben dem von Christoph Waltz verkörperten Nazischurken nur die zweite Hauptrolle zur Verfügung, aber die war vom selben Kaliber. Pitt spielt den amerikanischen Nazijäger Aldo Raine, der im Zweiten Weltkrieg eine jüdische Einheit zusammenstellt, die mit nur einem Ziel gegen Hitlers Truppen zu Felde zieht: die Skalps der Wehrmacht-Soldaten. «Inglorious Basterds» ist eine wunderbar ahistorische, gewaltreiche Groteske, an deren Ende auch die grössten Schurken zur Kasse kommen, und Pitt zeigte hier ein neues, selbstironisches Gesicht seines Spiels: der etwas tumbe, jedoch vor Tatkraft strotzende Soldat.

7. Die denkwürdigen Nebenrollen


Nicht zu vergessen: Pitt als kiffender Hippie in der Gaunerkomödie «True Romance», als boxendes Muttersöhnchen eines Roma-Clans in «Snatch», als bedepperter Fitnesstrainer in «Burn After Reading» oder jüngst in «The Counselor» als zwielichtiger Geschäftsmann, der über den Tisch gezogen und beseitigt wird. Selten war Pitt je weiter weg von seinem Starnimbus und seiner zweifachen Kür zum «Sexiest Man Alive» als in seinen Nebenrollen, die ihm Raum liessen für den Trash, die Selbstparodie, die Hinterhältigkeit. Was noch fehlt in seiner Filmografie: der Part des Bad Guy. Vielleicht muss einer wie Pitt erst altern, um glaubhaft böse zu sein.

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