Die 7 Kunstereignisse des Jahres

Welche Künstler haben uns im vergangenen Jahr mit ihren Werken bewegt? Für welche ging die Welt auf die Strasse? Und welche Ausstellung fegte die Strassen leer? 7 Positionen haben wir ausgewählt. Ein Blick zurück auf das Kunstjahr 2011. Welche Künstler haben uns im vergangenen Jahr mit ihren Werken bewegt? Für welche ging die Welt auf […]

Lucian Freud.

Welche Künstler haben uns im vergangenen Jahr mit ihren Werken bewegt? Für welche ging die Welt auf die Strasse? Und welche Ausstellung fegte die Strassen leer? 7 Positionen haben wir ausgewählt. Ein Blick zurück auf das Kunstjahr 2011.

Welche Künstler haben uns im vergangenen Jahr mit ihren Werken bewegt? Für welche ging die Welt auf die Strasse? Und welche Ausstellung fegte die Strassen leer? Ein Blick zurück auf das Kunstjahr 2011.

1. Max Beckmann

Max Beckmann: «Meerlandschaft mit Agaven und altem Schloss».  ©ProLitteris

Max Beckmann: «Meerlandschaft mit Agaven und altem Schloss». ©ProLitteris (Bild: zVg)

Max Beckmann gehörte nie zu meinen Favoriten. Zu symbollastig waren mir seine Gemälde, die Figuren zu stark gezeichnet, so dass ich mich nie intensiver mit seinem Werk auseinandersetzen wollte. Umso mehr hat mich im Kunstmuseum Basel die Ausstellung zu seinen Landschaftsbildern überrascht. Die Qualität seiner Malerei hatte ich nie in Abruf gestellt, nur sprachen mich seine Werke nie an – aber diese teils sehr kleinformatigen Arbeiten vermochten mich zu begeistern. Die Ausstellung im Kunstmuseum ist schlicht chronologisch aufgebaut. Perfekt lässt sich so die Veränderungen im Stil des deutschen Malers verfolgen. Meist waren sie an einen Ortswechsel gebunden. Die Biografie Beckmanns rückt so ins Zentrum. Und mich rückte die Ausstellung etwas näher an Beckmann. Vielleicht muss ich mir seine anderen Werke doch einmal genauer zu Gemüte führen. (PS: Die Ausstellung läuft noch bis zum 22. Januar!)

 

2. Ai Weiwei

Ai Weiwei nach seiner Freilassung.

Ai Weiwei nach seiner Freilassung. (Bild: Keystone)

Ai Weiwei war wohl der meiste gehörte Künstlername des Jahres 2011. Im April wars, als der chinesische Künstler in China gefangengesetzt wurde. Der Regimekritiker hatte mit seiner Kunst und mit prägnanten Äusserungen schon länger den Groll der chinesischen Regierung auf sich gezogen. Lange suchte man einen Grund, ihn festzunehmen. Als Ai Weiwei ein Studio in Berlin fand und ausreisen wollte, wurde er angeblich wegen Steuerdelikten verhaftet und an einen unbekannten Ort geschafft. International wurden Proteste auf unterschiedlichen Ebenen laut. Magistraten westlicher Länder protestieren ebenso wie Fans des Künstlers. Nach mehreren Wochen wurde Ai Weiwei nach Bezahlung einer Kaution wieder freigelassen. Bereits jedoch sucht die Regierung nach einem neuen Grund, ihn hinter Gitter zu bringen. Die neuesten Vorwürfe lauten auf Pornografie. 2012 werden wir hier wohl eine Fortsetzung des Kampfes lesen.

 

3. Lucian Freud

Lucian Freud

Lucian Freud (Bild: Keystone)

Dass Lucian Freud in dieser Liste auftaucht, hat seine Gründe. Vielleicht ist es nur, damit dieses wunderbare Porträtfoto noch einmal gezeigt werden kann. Der Tod des britischen Künstlers am 20. Juli kam nicht wirklich überraschend – schliesslich wäre der Enkel Sigmund Freuds im Dezember 89 Jahre alt geworden. Doch mit Lucian Freud ist einer der wirklich grossen Maler der Gegenwart von uns gegangen. Ein Stück Kunstgeschichte auch. In England galt er als einer der bedeutendsten Porträtmaler des 20. Jahrhunderts. Sogar die Queen sass für ihn stundenlang Modell. Und das lebensgrosse Gemälde «Benefits Supervisor Sleeping» wurde 2008 für 33,6 Millionen Dollar versteigert. Soviel Geld hatte noch nie jemand für ein Werk eines noch lebenden Künstlers bezahlt. Jetzt wird er keine neuen mehr malen. Und die Preise für seine Werke werden möglicherweise noch weiter steigen.

 

4. Bice Curiger

Bice Curiger bei der Eröffnung der Biennale.

Bice Curiger bei der Eröffnung der Biennale. (Bild: Keystone)

Am Ende des Frühlings 2011 stand Bice Curiger im Rampenlicht. Die Schweizerin eröffnete als Direktorin die 54. Ausgabe der Biennale in Venedig. Und die Kunstkritiker waren voll des Lobs. «ILLUminazione» lautete das Motto der Ausstellung. «Die Idee ist, über Kunst zu reden, die den Betrachter erleuchtet, aber auch über die Nationen, die in Form der Länderpavillons einen entscheidenden Teil der Biennale darstellen», erläuterte Curiger die Wahl. Die dazugehörige Ausstellung, die Gemälde von Tintoretto aus der Spätrenaissance mit aktuellen Positionen vereinte, brachte für viele die gewünschte Erleuchtung. Und Urs Fischers lebensgrosse Kerze in Form einer Frau war just am letzten Tag der Biennale niedergebrannt. Alles eine Frage von Timing. Gut gemacht, Frau Curiger!

 

5. Gerhard Richter

Er war 2011 in aller Munde: Gerhard Richter. Dabei gäbe es eigentlich erst 2012 einen richtigen Anlass, ihn umfassend zu würdigen: Seinen 80. Geburtstag nämlich. Doch schon im Herbst 2011 spurte die Londoner Tate Modern mit einer grandiosen Retrospektive vor, und im Dezember legte die Filmemacherin Corinna Belz mit einem hervorragenden Porträt des ruhigen Malers nach. Doch auch 2012 wird man von Richter reden: Die Londoner Schau wandert im Februar in die Neue Nationalgalerie in Berlin. Und dann ist da ja noch sein Geburtstag…

 

6. Martin Boyce

Martin Boyce vor einem seiner Werke.

Martin Boyce vor einem seiner Werke. (Bild: Keystone)

Im Gegensatz zu Gerhard Richter ist Martin Boyce noch ein Insidertipp. Der Schotte wurde vor wenigen Wochen mit dem renommierten britischen Turner-Prize ausgezeichnet – für eine abstrakte Indoor-Parklandschaft.  Die Jury lobte seinen «bahnbrechenden Beitrag zum derzeitigen Interesse, das zeitgenössische Künstler in die historische Moderne haben». Boyce ist damit der Künstler der Stunde. Allerdings hatte er scheinbar leichtes Spiel: Die drei Mitnominierten lieferten laut Berichten Arbeiten von derart zweifelhafter Qualität ab, dass Boyce nur gewinnen konnte.

 

7. Wolfgang Beltracchi

Wolfgang Beltracchi vor Gericht.

Wolfgang Beltracchi vor Gericht. (Bild: Keystone)

Wie, Sie haben noch nie von Wolfgang Beltracchi gehört? Hatte Steve Martin auch nicht, dabei hat er ein Gemälde des Künstlers gekauft. Nur glaubte der US-Schauspieler, einen echten Campendonck erworben zu haben. Wie Martin erging es zahlreichen Sammlern: Sie liessen sich von der Kunst des Kölners täuschen. Beltracchi, selber Maler, schleuste zusammen mit drei Mittätern gefälschte Meisterwerke bekannter Maler wie Max Ernst oder Max Pechstein in den Kunstmarkt und kassierte dafür Millionenbeträge. Auch in der Schweiz wurde mindestens ein Werk verkauft. Im Oktober standen Beltracchi, seine Frau und zwei weitere Personen in einem der grössten Kunstfälscherprozesse seit dem Zweiten Weltkrieg vor Gericht. Beltracchi wurde schliesslich wegen gewerbsmässigen Bandenbetrugs zu sechs Jahren Haft verurteilt. Immerhin kennt man nun seinen Namen.

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