In der seit Wochen umkämpften Protesthochburg Homs haben Beobachter der Arabischen Liga ihre Friedensmission in Syrien gestartet. Die Delegation wurde am Dienstagvormittag von zehntausenden Regimegegnern empfangen.
Die rund 50 Beobachter sollen sich unter Führung des sudanesischen Generals Mustafa al-Dabi zuerst in Homs ein Bild der Situation machen. Etwa 100 weitere Beobachter sollen in Kürze folgen. Wenige Stunden zuvor hatten in Homs noch heftige Kämpfe stattgefunden. Dabei wurden mindestens sechs Menschen getötet.
Die Armee stellte das Feuer nach Oppositionsangaben später aber zur Ankunft der Mission ein. Elf Panzer seien aus dem Unruhedistrikt Baba Amro abgezogen worden, teilte die in London ansässige syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die Gegend habe seit Montag unter Dauerbeschuss gestanden, hiess es.
Insgesamt sollen dabei 60 Menschen ums Leben gekommen sein. Zur Begrüssung der Beobachter strömten Tausende Menschen aus ihren Häusern, versammelten sich im Zentrum der Stadt und forderten den Sturz des Regimes von Präsident Baschar al-Assad.
Zehntausende auf der Strasse
Nach Angaben der Beobachtungsstelle für Menschenrechte gingen mehrere zehntausend Menschen gegen die Staatsführung auf die Strasse. Darauf hätten die Sicherheitskräfte Tränengas und scharfe Munition gegen die Demonstranten eingesetzt.
In dem Viertel Chalidije hätten aus Protest gegen „die Verbrechen des Regimes“ zehntausende Gegner von Assad an einem Sitzstreik teilgenommen, teilte die Menschenrechtsorganisation weiter mit.
Rund 70’000 Menschen hätten anschliessend versucht, auf den zentralen Al-Saa-Platz zu kommen, doch hätten die Sicherheitskräfte die Proteste mit Tränengas aufgelöst. Zudem seien vier Menschen durch Schüsse verletzt worden.
Weiterreise geplant
Die Beobachter-Delegation kam in Homs zunächst mit dem Gouverneur der Stadt, Ghassan Abdelal, zusammen, wie das Staatsfernsehen berichtete. Nach dem Besuch der besonders umkämpften Stadtteile wollte die Gruppe auch nach Hama und Idlib reisen, wo es ebenfalls immer wieder zu Auseinandersetzungen kommt.
Sie sollen überprüfen, ob Assad sich an einen Friedensplan hält, der den Abzug von Truppen aus Städten, die Freilassung von Gefangenen und die Aufnahme von Gesprächen mit der Opposition vorsieht. Bislang gibt es keine Anzeichen dafür, dass der auch international zunehmend isolierte Staatschef das Abkommen umsetzt.
Da die syrische Führung die meisten ausländischen Journalisten des Landes verwiesen hat, lassen sich Angaben rund um die Proteste und das Vorgehen der Regierungskräfte kaum unabhängig überprüfen.